Cannabis zum Freizeitkonsum ist in den meisten Ländern der EU noch immer verboten. Zwar geht der Trend in einigen Staaten in Richtung Liberalisierung, doch das Stigma der illegalen Droge hält sich bis heute. Die Drogenagentur der Europäischen Union veröffentlichte kürzlich eine Statistik über die Konsumhäufigkeit unter jungen Erwachsenen für das Jahr 2024.
Etwa jeder siebte EU-Bürger im Alter von 15 bis 34 Jahren hat im vergangenen Jahr mindestens einmal Cannabis konsumiert. In der Gesamtbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren gaben 8,4 % an, im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. 1,5 % konsumierten täglich oder fast täglich. Männer konsumierten doppelt so häufig wie Frauen.
Italien auf Platz Eins
Am weitesten verbreitet war der Konsum in Italien. 21,5 % der jungen Italiener konsumierten im vergangenen Jahr Cannabis. Italien hat eines der strengsten Cannabisgesetze der gesamten EU. Zuletzt wurden sogar CBD-Blüten als Betäubungsmittel eingestuft und die Sanktionen im Straßenverkehr drastisch erhöht. Auffällig ist, dass in Italien trotz restriktiver Drogenpolitik der Konsum angestiegen ist. Wie aus dem European Drug Report der EMCDDA von 2017 hervorgeht, lag damals die Konsumprävalenz der gleichen Altersgruppe noch bei 20,9 %. Knapp dahinter liegt Kroatien mit 20,3 %, gefolgt von Spanien mit 19,4 %.
Auch Frankreich liegt mit 18,9 % weit vorne und damit deutlich vor den liberalen Niederlanden. Frankreich verfolgt bis heute eine restriktive Drogenpolitik. Selbst die medizinische Verwendung von Cannabis beginnt sich dort erst allmählich und zögerlich durchzusetzen. Deutschland liegt mit einer Konsumprävalenz von 17,2 % im Mittelfeld. Die kürzlich veröffentlichten Daten der Evaluierung konnten zeigen, dass die Teilentkriminalisierung keinen Einfluss auf den Konsum unter Jugendlichen hatte. Im Gegenteil: Der Konsum unter Jugendlichen geht stetig zurück.
Portugal weit hinten
Lediglich 4,9 % der jungen Erwachsenen konsumierten in Portugal im vergangenen Jahr Cannabis. Damit liegt Portugal in der Rangliste sehr weit hinten. Noch weniger wurde nur in Griechenland mit 4,5 % und in Ungarn mit 3,4 % konsumiert. Portugal ist bekannt für seine sehr liberale Drogenpolitik. Im Jahr 2001 wurden dort alle Drogen entkriminalisiert. Nicht nur Cannabis, sondern auch der Besitz und Konsum sogenannter harter Drogen für den Eigenbedarf sind dort nicht mehr mit Verfolgung und Strafe bedroht. Stattdessen erhält man als Konsument medizinische Beratung.
Dieses fortschrittliche und seit fast 25 Jahren bewährte Modell findet interessanterweise in anderen Ländern bis heute kaum Beachtung. Dabei zeigt es ganz klar, dass eine Entkriminalisierung nicht mit dem Anstieg des Konsums einhergeht. Es gibt offenbar keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Gesetzeslage und der Verbreitung des Konsums. Trotz liberaler Drogenpolitik ist in den vergangenen Jahren der Konsum in Portugal sogar noch weiter gesunken. Im Jahr 2016 lag die Konsumprävalenz in der gleichen Altersgruppe noch bei 8 %.
Trotz Verbot für Jugendliche leicht verfügbar
Eine Umfrage unter Jugendlichen zeigte, dass Cannabis trotz Verbot leicht verfügbar ist. Schüler im Alter von 15 bis 16 Jahren gaben an, dass Cannabis die am leichtesten erhältliche illegale Droge ist. Für 30 % der Befragten war Cannabis sehr leicht zu beschaffen. Im Durchschnitt hatten 13 % der befragten Schüler schon mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert. 2,6 % gaben an, das erste Mal mit 13 Jahren oder jünger konsumiert zu haben. Insgesamt zeigt sich aber EU-weit eine Tendenz zum Rückgang des Konsums unter Jugendlichen.
Während in den frühen 2000er Jahren der Konsum seinen Höhepunkt erreicht hatte, ist er bis heute kontinuierlich gesunken. Diese Daten sprechen eine ganz klare Sprache: Das Verbot bietet weder einen Jugendschutz noch eine Qualitätskontrolle. Stattdessen werden mündige Erwachsene bis heute aus rein ideologischen Gründen für ihren Konsum sanktioniert. Gäbe es einen legalen und regulierten Markt mit Fachgeschäften, könnte Jugendschutz in der gleichen Weise gewährleistet werden wie bei Alkohol und Tabak. Der illegale Cannabismarkt in der gesamten EU wird auf einen Wert von etwa 12,1 Milliarden Euro geschätzt – eine beträchtliche Menge an Steuergeldern, die daraus generiert werden könnten, wenn man endlich eine fortschrittliche Drogenpolitik anstreben würde.