Bereits in der Vergangenheit konnten mehrere Studien zeigen, dass Cannabis eine wirkungsvolle Behandlungsoption bei einigen Lebererkrankungen darstellt. Sowohl alkoholbedingte Leberschäden als auch weitere Lebererkrankungen können effektiv gelindert werden. Die Bedeutung von Endocannabinoiden in der Leber ist so groß, dass man hier von einem eigenen Cannabinoidsystem, dem hepatischen Endocannabinoidsystem, spricht. Vor Kurzem wurden weitere Studien veröffentlicht, welche die Wirksamkeit von Hanf bei Lebererkrankungen weiter unterstreichen.
Cannabiskonsum lindert Leberschäden durch Alkoholismus
Alkoholbedingte Leberschäden gehören bis heute zu den am weitesten verbreiteten Lebererkrankungen mit potenzieller Todesfolge. Die Behandlungsoptionen bei fortgeschrittenen Schäden sind bislang relativ begrenzt. Doch bereits in der Vergangenheit mehrten sich Hinweise darauf, dass Hanf die Schäden der Volksdroge Alkohol eindämmen könnte.
Eine kürzlich veröffentlichte US-Studie beschäftigte sich mit der Frage, inwiefern gleichzeitiger Cannabiskonsum das Risiko von Lebererkrankungen durch starken Alkoholkonsum reduzieren kann. Im Rahmen dieser Studie wurden 33.114 Personen mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit von 2010 bis 2022 beobachtet. Die Teilnehmer wurden dabei in zwei Gruppen eingeteilt: Personen, die ausschließlich Alkohol konsumierten, und Personen, die zusätzlich Cannabis konsumierten.
Die Auswirkungen auf die Lebergesundheit waren bemerkenswert. Personen, die regelmäßig Cannabis konsumierten, wiesen ein um bis zu 40 Prozent geringeres Risiko auf, an typischen alkoholbedingten Leberschäden zu erkranken. Das Risiko einer Leberdekompensation war bei gleichzeitigem Cannabiskonsum um 17 Prozent geringer. Unter einer Leberdekompensation versteht man einen Leberschaden, der so weit fortgeschritten ist, dass die Leber wichtige Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. Auch die Gesamtsterblichkeit konnte durch Cannabis um 14 Prozent reduziert werden. Die Autoren der Studie betonten, dass Cannabinoidrezeptoren der Leber für die Entwicklung neuer Medikamente gegen Lebererkrankungen stärker in den Fokus rücken sollten.
Symptomlinderung in der Palliativmedizin
Eine im Jahr 2025 veröffentlichte Studie aus Thailand untersuchte die Wirkung von Cannabis beim hepatozellulären Cholangiokarzinom – einer bestimmten Form von Leberkrebs. In der Studie erhielten von 491 Patienten 404 lediglich eine Standard-Schmerzbehandlung, während die restlichen 87 zusätzlich medizinisches Cannabis bekamen.
Es zeigte sich, dass durch medizinisches Cannabis sowohl die Lebensqualität als auch die Überlebensdauer gesteigert werden konnten. Bei den Patienten ohne medizinisches Cannabis lag die durchschnittliche Überlebensdauer nach Aufnahme in die Palliativklinik bei weniger als einem Monat. Patienten, die medizinisches Cannabis erhielten, hatten eine durchschnittliche Überlebensdauer von 5,6 Monaten. Diese signifikant verlängerte Überlebenszeit verdeutlicht das Zusammenspiel zwischen Cannabinoiden und Krebs und könnte zukünftig neue therapeutische Ansätze ermöglichen.
Wirksamkeit von Beta-Caryophyllen
Beta-Caryophyllen nimmt eine Sonderstellung unter den Terpenen ein. Obwohl es chemisch ein Terpen ist, weist es zusätzlich eine Wirkung am CB2-Rezeptor auf, was es funktionell zu einem Cannabinoid macht. Darüber hinaus besitzt Beta-Caryophyllen mehrere bemerkenswerte medizinische Eigenschaften.
Drei neue Studien konnten unabhängig voneinander die Hinweise verstärken, dass Beta-Caryophyllen für die Behandlung schwerer Lebererkrankungen von Bedeutung sein könnte. Eine 2025 veröffentlichte chinesische Studie zeigte anhand von Tiermodellen, dass Beta-Caryophyllen eine Steatohepatitis signifikant lindern kann. Dabei handelt es sich um eine durch Verfettung ausgelöste Leberentzündung, die sowohl alkoholischen als auch nichtalkoholischen Ursprungs sein kann. Die Forscher stellten fest, dass Beta-Caryophyllen die Freisetzung zahlreicher entzündungsfördernder Zytokine hemmt, die in direktem Zusammenhang mit Steatohepatitis stehen. Darüber hinaus wurde ein direkter Einfluss auf den Lipidstoffwechsel beobachtet. Das Terpen konnte bestimmte Prozesse im Fettstoffwechsel hemmen, die zur Leberverfettung beitragen.
Ein indisches Forschungsteam konnte zudem zeigen, dass Beta-Caryophyllen das Wachstum bestimmter Lebertumoren hemmt. Untersuchungen an Mäusen ergaben, dass das Terpen oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen reduziert, die in direktem Zusammenhang mit dem Tumorwachstum stehen. Die Forscher schlugen vor, Beta-Caryophyllen verstärkt präventiv gegen Lebererkrankungen einzusetzen.
Die krebshemmende Wirkung von Beta-Caryophyllen wurde unabhängig davon auch durch eine 2025 veröffentlichte arabische Studie bestätigt. Untersuchungen an Zellkulturen zeigten, dass dieses Terpen die Wirksamkeit mehrerer Chemotherapeutika signifikant erhöht. In der Wissenschaft spricht man hierbei von einer Chemosensibilisierung, also einer gesteigerten Empfindlichkeit von Krebszellen gegenüber Chemotherapeutika. Diese Eigenschaft könnte Beta-Caryophyllen insbesondere für die Behandlung chemoresistenter Krebsformen interessant machen.
Quellen
- Leberkrebs-Studie aus Thailand: PubMed: 41113085
- Beta-Caryophyllen-Studie: PubMed: 40478217
- Beta-Caryophyllen-Studie: PubMed: 39275950
- Beta-Caryophyllen-Studie: PubMed: 40333803




















