Konservative Warnungen entlarvt: Neue Frankfurter Studie zeigt deutlichen Rückgang des Cannabiskonsums unter Jugendlichen – trotz (oder wegen) Legalisierung. Geht es nach den Prognosen konservativer Legalisierungsgegner, müsste der Cannabiskonsum unter Jugendlichen im vergangenen Jahr regelrecht explodiert sein.
Die sogenannte „Einstiegsdroge“ Cannabis führe angeblich unweigerlich in eine Drogenkarriere – so lautet das gängige Narrativ, das sich hartnäckig in vielen Köpfen hält. Auch frühere Drogenbeauftragte der Bundesregierung warnten regelmäßig, eine Freigabe sende ein „falsches Signal“ an Jugendliche. Eine neue Studie aus Frankfurt widerlegt diese Erzählung nun deutlich: Der Cannabiskonsum Jugendlicher ist im Jahr 2024 auf einen historischen Tiefstand gesunken.
Rekordtief seit Beginn der Erhebung im Jahr 2002
Gefördert vom Drogenreferat der Stadt Frankfurt wird seit 2002 jährlich ein Monitoring durchgeführt, das Trends im Drogenkonsum Jugendlicher abbildet. Für die repräsentative Erhebung werden jährlich 1.500 Jugendliche ab 15 Jahren zu ihren Konsumerfahrungen befragt. Der Fokus lag 2024 besonders auf der Entwicklung beim Cannabiskonsum – gerade im Hinblick auf die Entkriminalisierung durch das neue Cannabisgesetz.
Das Ergebnis: Ein historisches Minimum. Nur noch 22 % der 15- bis 18-Jährigen gaben an, jemals Cannabis konsumiert zu haben. Zum Vergleich: 2023 – also vor der Teillegalisierung – lag dieser Wert noch bei 26 %. Noch deutlicher wird der Rückgang im Langzeitvergleich: 2015 hatten 43 % der Jugendlichen Erfahrung mit Cannabis, im Jahr 2002 waren es sogar 46 %. Der kontinuierliche Rückgang lässt sich somit keineswegs mit der gesetzlichen Freigabe in Verbindung bringen – im Gegenteil: Die Daten legen nahe, dass ein Verbot allein kein wirksames Mittel gegen Konsum ist.
Diese Zahlen werden auch durch wissenschaftliche Methoden ergänzt: Abwasseranalysen der TU Dresden zeigen, dass die Rückstände von Cannabis in Frankfurt seit Inkrafttreten der Legalisierung um rund 3,5 % gesunken sind – und das nicht nur bei Jugendlichen.
Mögliche Ursachen für den Rückgang
Wissenschaftlich lässt sich der Rückgang nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen – wahrscheinlich ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Einerseits scheint der „Reiz des Verbotenen“ durch die Legalisierung an Attraktivität verloren zu haben. Gerade bei Jugendlichen, die aus Neugier oder Rebellion konsumieren, könnte dieser Effekt einen Einfluss auf den Probierkonsum haben. Gleichzeitig war der Rückgang bereits vor der Legalisierung deutlich erkennbar.
Frankfurt setzt seit Jahren auf breit angelegte Aufklärungs- und Präventionskampagnen, die Jugendliche mit altersgerechten Angeboten erreichen. Die Verbesserung des Risikobewusstseins könnte ein zentraler Baustein für den langfristigen Rückgang sein. Auch gesellschaftliche Trends wie ein bewussterer Umgang mit Gesundheit und Substanzen spielen hier möglicherweise eine Rolle.
Wenngleich die Ursachen nicht vollständig geklärt sind, bleibt das Fazit der Studie eindeutig: Die Freigabe von Cannabis hat nicht zu einem Anstieg des Konsums unter Jugendlichen geführt. Im Gegenteil – er war noch nie so niedrig.
Politische Ignoranz gegenüber den Fakten
Trotz der klaren Datenlage wird die Studie kaum öffentlich diskutiert. Stattdessen dominieren weiterhin Warnungen vor der „Einstiegsdroge“, und konservative Stimmen fordern ein vollständiges Zurückrollen der Legalisierung. Auch im europäischen Ausland scheint man wenig Interesse an diesen Erkenntnissen zu zeigen. Gerade im Hinblick auf die anstehende Evaluierung des Cannabisgesetzes im Herbst 2025 wäre es jedoch essenziell, fundierte Studien wie diese zum Maßstab politischer Entscheidungen zu machen – und nicht ideologisch gefärbten Erzählungen den Vorrang zu geben.
Der Konsum folgt keiner Gesetzeslage – nur der Realität
Eine zentrale Erkenntnis bleibt: Der gesetzliche Status einer Droge hat kaum Einfluss auf ihre Verbreitung. Diese Tatsache ist nicht neu – sie zieht sich durch die gesamte Geschichte der Drogenpolitik. Menschen konsumieren Drogen – mit oder ohne gesetzliche Verbote. Besonders Jugendliche lassen sich in der Phase des Ausprobierens nicht von Paragraphen beeindrucken. Der einzige wirkungsvolle Weg liegt in einer ehrlichen, faktenbasierten Aufklärung.
Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf Augenhöhe. Nur wer junge Menschen ernst nimmt, ihre Fragen beantwortet und ihnen umfassendes Hintergrundwissen zur Verfügung stellt, kann zu einem reflektierten Umgang mit Substanzen beitragen. Sanktionen, Stigmatisierung und Abschreckung funktionieren bestenfalls kurzfristig – langfristig aber nur die Stärkung des Risikobewusstseins. Denn nur wer informiert ist, kann bewusst entscheiden.
Und genau hier hat die Stadt Frankfurt in den letzten Jahren Maßstäbe gesetzt. Die aktuellen Zahlen beweisen: Eine durchdachte Aufklärung wirkt besser als jedes Verbot. Bleibt zu hoffen, dass die Politik bereit ist, das zur Kenntnis zu nehmen.