Jedes Jahr gehen in einigen Städten Deutschlands Menschen auf die Straße, um lautstark für die Legalisierung von Cannabis zu demonstrieren. Diese großteils durch den Deutschen Hanfverband (DHV) koordinierten Veranstaltungen, kennen wir als den Global Marijuana March, auch bekannt unter dem Kürzel GMM.
Dem Namen entsprechend marschieren die Cannabis-Freunde dabei durch die Städte, begleitet von Musik, Reden und Kundgebungen von zahlreichen Aktivisten und Experten. Seitdem die GMMs zum deutschen Hanfaktivismus gehören, hat die Zahl der teilnehmenden Städte stetig zugenommen und so wurde aus der Bewegung eine Tradition. Auf den March im Jahr 2020, der wie so oft im Mai stattfinden sollte, hatten sich viele Organisatoren und Teilnehmer im vergangenen Winter gefreut. Dann kam der Coronavirus und mit ihm die Absage des GMM durch den Lockdown, der Deutschland seit Wochen lahmlegt.
Absage des GMM wegen Corona-Pandemie
Als bekannt wurde, dass öffentliche Veranstaltungen in diesem Jahr nicht stattfinden dürfen, hatten viele gedacht, dass der GMM 2020 ersatzlos gestrichen wird. Vor einigen Wochen gab der DHV dann bekannt, dass der Global Marijuana March 2020 wie viele andere Tätigkeiten dieser Tage im Home-Office ausgetragen wird. Damit zeigte sich, dass aus einer Krise wie der aktuellen Corona-Pandemie auch eine Chance erwachsen kann und die Menschen in einer solchen Situation zu neuen kreativen Ansätzen in der Lage sind. Ganze vier Stunden soll der digitale GMM dauern. Dabei sollen Entscheider der Politik via Kommentare auf Social-Media-Seiten auf die Forderungen der Cannabis Community aufmerksam gemacht werden.
Wie funktioniert eine Demonstration im Internet?
Zunächst hatten sich einige Teilnehmer der traditionellen Demonstrationen gefragt, wie der GMM 2020 im Netz ablaufen und diejenigen erreichen kann, die eigentlich von Cannabis und Legalisierung nichts wissen wollen. Ein Vorteil, den eine Demonstration auf der Straße gegenüber den gewöhnlichen Social Media Posts hat, ist der, dass die Nachricht auch Menschen erreicht, die sich nicht mit dem Thema beschäftigen. Mit der Idee des digitalen Global Marijuana March zeigte der Hanfverband, dass dies auch im Internet möglich ist. Vom DHV YouTube-Kanal aus wurde der GMM als Live-Event gestartet. Die Zuschauer wurden im Verlauf auf die Social Media Accounts von Personen, Parteien und Regierungsorganen geführt, um Kommentare mit Forderungen nach der Legalisierung zu hinterlassen. Durch die Masse der Posts entgingen den Verantwortlichen die Nachrichten nicht. Auf diese Weise generierten die Demonstranten eine große Reichweite.
Sprecher und Gäste des Hanfverbands
Damit auch das Rahmenprogramm eines üblichen GMM mit seinen Kundgebungen würdig ist, hat der DHV namhafte Gäste eingeladen, welche die vielen wichtigen Themen ansprechen, die für einen sachgemäßen und fairen Umgang mit Cannabis eine Rolle spielen. Franjo Grotenhermen sprach über seine neue Petition, die den vielen Patienten helfen soll, die von einer Behandlung mit Cannabis profitieren können. Bekannte YouTuber wie „Der Micha“ Knodt und „Openmind“ Simon Ruane hatten über Dinge wie die Wichtigkeit des Aktivismus oder den potenziellen Verlauf einer Legalisierung referiert. Aus der Politik waren außerdem die drogenpolitischen Sprecher der FDP, der SPD und der Linken zugegen. Vertreter der Organisation Law Enforcement Against Prohibition (LEAP) und der Geschäftsführer des DHV, Georg Wurth, durften natürlich auch nicht fehlen. Selbstverständlich kamen auch von den Repressalien der Cannabis Prohibition Betroffene zu Wort. Es war wirklich beinahe wie der Real Life GMM, den der Hanfaktivist kennt und schätzt.
Der Ablauf des GMM 2020
Da es in der Geschichte des Global Marijuana March bisher keine vergleichbare Situation gegeben hat, waren kleinere technische Pannen absehbar. Diese waren jedoch nicht tragisch und taten dem ansonsten sehr interessanten online Event keinen Abbruch. Ortsgruppen des DHV, Cannabispatienten und Menschen, für die Hanf zum täglichen Leben gehört, transportierten die vielen Aspekte hervorragend, die eine Legalisierung notwendig machen. Die Zuschauer, die auch aktive Demonstranten waren, posteten ihre Kommentare auf den Social-Media-Kanälen, zum Beispiel bei der CDU, dem Wirtschaftsministerium oder bei der Drogenbeauftragten Daniela Ludwig. Bemerkenswert ist, dass sich die CDU große Mühe gegeben hat, die Posts schnell wieder verschwinden zu lassen. Ein Zeugnis des Desinteresses an den Belangen der Bürger und Wähler.
Trolls und Hater unerwünscht
Der Moderator der Veranstaltung, Florian Rister, hatte mehrmals dazu aufgerufen, die Kommentare sachlich und argumentativ zu halten. Schlechtes Benehmen, unflätige Äußerungen und Beleidigungen sind für die Legalisierungsbewegung und ihre Forderung nach einer Legalisierung kontraproduktiv. Wenn sich Cannabiskonsumenten und Legalisierungsbefüworter durch eine unsachliche Ausdrucksweise auszeichnen, dann schaden sie der Bewegung. Dies war trotz der Bitte um anständiges Benehmen leider nicht jedem klar geworden. Im Großen und Ganzen platzierten die Zuhörer ihre Meinung aber an den richtigen Stellen. Mit dieser digitalen Version des Events hat der DHV etwas geschaffen, das vielleicht auch zukünftig ein Teil des Global Marijuana March bleiben könnte.