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In letzter Zeit häufen sich Meldungen über Vergiftungen nach dem Konsum einer Droge mit dem Namen „Görke“, die auch als Ballerliquid bekannt ist. Es handelt sich dabei um eine Flüssigkeit, die in E-Zigaretten konsumiert wird. Optisch ist sie nicht von herkömmlichen Liquids zu unterscheiden.
Ein unbekannter Cocktail aus hochpotenten synthetischen Cannabinoiden macht den Konsum gefährlich. Das Produkt würde nicht existieren, wenn Hanf nicht verboten worden wäre. Im Grunde handelt es sich um eine Weiterentwicklung von Spice, die nicht als Kräutermischung, sondern als E-Liquid im Umlauf ist – und um ein Vielfaches gefährlicher geworden ist.
Variable Zusammensetzung und Dosierung
Tatsächlich gibt es keine genaue Inhaltsangabe von Görke. Es wurden bislang mehrere verschiedene synthetische Cannabinoide darin nachgewiesen. Die Zusammensetzung und Dosierung können je nach Charge variieren. Da dieses Produkt auf einem Schwarzmarkt gehandelt wird, gibt es keinerlei Qualitätssicherung. Um zu wissen, was man hier konsumiert, müsste man streng genommen jede einzelne Kartusche mit HPLC analysieren. Ein Faktor, der Produkte wie Görke im Laufe der Zeit zwangsläufig immer gefährlicher und unkalkulierbarer macht, ist das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz. Mit jedem Cannabinoid, das verboten wird, kommt eine neue, leicht abgewandelte Variante nach, die dementsprechend noch unerforschter ist und daher noch mehr potenzielle toxikologische Risiken mit sich bringt.
Leider gehen ab dem 1. Juli 2025 auch die ansonsten eher fortschrittlichen Niederlande den Irrweg eines Stoffgruppenverbots. Dieses wird lediglich dazu führen, dass sich bisherige Substanzen auf einen unkontrollierbaren Schwarzmarkt verlagern, während noch unkalkulierbare Substanzen als legale Alternative folgen werden. Görke ist ein typisches Beispiel dafür, was am Markt auftaucht, wenn altbekannte Substanzen verboten sind: eine unkalkulierbare Mischung, bei der niemand mehr weiß, was er konsumiert. Da in Drogen wie Görke hochpotente CB1-Vollagonisten enthalten sind, sind im Gegensatz zu THC nicht nur die Wirkungen, sondern auch die Nebenwirkungen erheblich stärker.
Regelmäßig schwere Vergiftungen
Es vergeht kaum eine Woche, in der sich im Internet keine Meldung zu einem Zwischenfall mit Görke findet. Die Droge ist sowohl in Deutschland als auch in Nachbarländern verbreitet. Da, wie bereits erwähnt, durch das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz synthetische Cannabinoide in den vergangenen Jahren immer gefährlicher wurden, besteht im Falle einer Vergiftung im Extremfall auch Lebensgefahr. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, die diese Droge unterschätzen, müssen häufig im Krankenhaus behandelt werden.
Mittlerweile sind mehrere Todesfälle auf den Konsum von Görke zurückzuführen. Während Artikel über Drogen in den Mainstream-Medien in der Regel lediglich reißerische Panikmache sind, ist in diesem Fall die Warnung in der Tat gerechtfertigt. Neuartige Cannabinoide können im Extremfall tödlich sein. Vom Konsum ist ausdrücklich abzuraten. Auch eine notfallmedizinische Versorgung gestaltet sich dementsprechend schwierig, wenn nicht bekannt ist, was konsumiert wurde. Derartig potente CB1-Cannabinoide können nur schwer antagonisiert werden, sodass sich eine Versorgung auf eine rein symptomatische Behandlung beschränkt.
Verbotspolitik und Führerschein-Schikanen als Ursache für die Entstehung
Doch warum existieren Drogen wie Görke überhaupt? Die Antwort liegt auf der Hand: weil Hanf verboten wurde und der Mensch nach Alternativen sucht. Das Verlangen nach Rausch lässt sich mit keinem Gesetz der Welt unterbinden. Wo eine Nachfrage besteht, wird sich auch ein Angebot entwickeln. Wäre Cannabis nie verboten worden, wäre kein einziges synthetisches Cannabinoid als Ersatzstoff im Umlauf. In Deutschland wird Görke hauptsächlich von Jugendlichen konsumiert. Klar, Jugendliche sollten auch kein Cannabis konsumieren. Dennoch muss klar gesagt werden, dass Cannabis, welches in einem Fachgeschäft verkauft wird, im Vergleich zu synthetischen Cannabinoiden zumindest keine gravierenden Folgeschäden hätte, wenn Jugendliche es dennoch über Umwege erwerben würden.
Das ist ein Problem, welches sich der Mensch mittels seiner Verbotspolitik ausschließlich selbst gemacht hat. Ohne die Prohibition wäre kein einziger unkalkulierbarer Ersatzstoff im Freizeitkonsum zu finden. Die Prohibition führt hier indirekt zu Todesfällen und hat somit nicht nur das Ziel verfehlt, sondern das Gegenteil verursacht. In den Nachbarländern, die bis heute keinen THC-Grenzwert im Straßenverkehr haben, ist die Führerscheinthematik sicherlich der Hauptgrund, warum unerforschte Cannabinoide als Ersatz konsumiert werden. Trotz dieser offensichtlichen Zusammenhänge, die ein völliges Versagen der bisherigen Drogenpolitik aufzeigen, halten die meisten Länder bis heute am Verbot fest.
Auch in Deutschland möchte die CDU und CSU Konsumenten wieder kriminalisieren, die MPU-Thematik zurückbringen und damit die Verbreitung potenziell tödlicher Cannabinoide weiter anheizen. Insgesamt erinnert die aktuelle Situation rund um synthetische Cannabinoide stark an die Zeit der Alkoholprohibition in den USA der 1920er-Jahre. Erst durch das Verbot von Alkohol kam es zu einem explosionsartigen Anstieg von Vergiftungen und Todesfällen durch gepanschten Schwarzmarktalkohol. Das ist zwar eine ganz andere Stoffgruppe, aber die Grundproblematik ist genau die gleiche. In der Geschichte der Menschheit hat ein Verbot von Drogen noch nie funktioniert. Stattdessen tauchen erst durch Verbote vielfach gefährlichere Alternativen auf.