Schweiz, Kanton Basel-Landschaft, Allschwil. Draußen liegt bereits der erste Schnee auf den Straßen, als Urs das Geschäft mit den Milchglasscheiben in der Basler Strasse verlässt. Trotz der eisigen Kälte trägt er ein warmes Lächeln im Gesicht, als er in seine Papiertüte aus dem Laden blickt. Urs holt ein kleines Päckchen daraus hervor.
Mit einem breiten Grinsen wandern seine Augen über die aufgedruckten Worte „Cannabisharz“, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legt. „Gruezi, das schaut aber sehr interessant aus. Dürften wir mal bitte ihren Ausweis sehen?“ Zwei Polizei-Beamte stehen hinter Urs und schauen ihn erwartungsvoll an. Doch Urs lächelt freundlich, zieht eine Karte aus seinem Geldbeutel hervor und reicht sie den Beamten. „Scheint alles in Ordnung. Adieu.“ Mit einem freundlichen Nicken verabschiedet sich Urs und macht sich auf den Weg nach Hause.
So in etwa könnte eine Situation in der Schweiz aktuell ablaufen, denn in der Schweiz tut sich aktuell so einiges zum Thema Cannabis: In unterschiedlichen Kantonen und Gemeinden werden Studien, sogenannte Pilotversuche, durchgeführt, welche die Auswirkung von Cannabis auf Bevölkerung und Gesellschaft analysieren soll. Während einige Versuche Cannabisblüten und Cannabisprodukte über Apotheken und Social Clubs an die Studienteilnehmer:innen verkauft, sticht ein Projekt deutlich heraus: Grashaus Projects.
Wer ist Grashaus Projects?
Hinter dem Namen Grashaus Projects versteckt sich ebenfalls ein Pilotversuch, der im Kanton Baselland in der Schweiz durchgeführt wird. Auch wenn diese Studie von einem deutschen Unternehmen, der Sanity Group, ins Leben gerufen wurde, bleibt alles andere Made in Switzerland. Sowohl der Anbau und die Weiterverarbeitung der Produkte als auch die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden findet ausschließlich in der Schweiz statt. In enger Abstimmung mit dem Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) konnte Grashaus Projects im November offiziell an den Start gehen.
Grashaus Projects hat zudem ein weiteres besonderes Merkmal: Es ist das erste legale Fachgeschäft in Europa! Genau wie in jedem anderen Fachgeschäft kann man in diesem Produkte kaufen, sich intensiv beraten lassen und mehr über den Fachbereich erfahren – in diesem Fall der Fachbereich Cannabis für den Freizeitkonsum. Mit dem ersten Geschäft in Allschwil und einer zweiten Location in Liestal sollen die Auswirkungen solcher Abgabestellen auf die Gesellschaft sowie die physische und mentale Gesundheit von Teilnehmenden untersucht werden. Zudem soll auch ermittelt werden, wie sehr sich fachkundige Beratung zum Thema Cannabiskonsum und Safer-Use auf die Konsumkompetenz der Studienteilnehmer:innen auswirken kann.
Was macht Grashaus Projects besonders?
Zurzeit werden mehrere unterschiedliche Konzepte von legalen Abgabestellen in der Schweiz getestet. Zum einen sind das Apotheken in Basel, eine Cannabinothek in Genf, welche im Grunde auch eine Apotheke ist, aber auch Social Clubs mit bis zu 100 Mitgliedern in Zürich. Dazu gibt es rund um den Globus noch weitere Modelle wie die niederländischen Coffeeshops oder spanische Social-Clubs. Was macht Grashaus Projects nun so besonders im Vergleich zu den anderen Modellen?
Spezialisierung auf das Thema Cannabis
Nehmen wir etwa das Abgabemodell Apotheke: Eine Apotheke hat bereits einen laufenden Betrieb und spezialisiert sich auf Arzneimittel. Daher ist es nur allzu verständlich, dass man sich unter Umständen nicht nebenbei noch ausgiebig mit dem Thema Cannabis auseinandersetzen und eine umfangreiche Beratung geben kann.
Grashaus Projects hingegen ist in der Welt von Cannabis zu Hause. Das Personal ist auf die Beratung von Cannabisprodukten und den schadensmindernden Konsum geschult. Zudem befinden sich im Team die beiden ausgebildeten Cannabis-Sommelier – sogenannte Ganjiers – Adele Hollmann und Tim Dresemann, die ihre Expertise mit in das Projekt einfließen lassen.
Transparente Lieferkette und Bio-Qualität
Im Vergleich zum typischen niederländischen Coffeeshop befindet sich Grashaus Projects im Hinblick auf Transparenz und Qualität auf einem völlig anderen Level: Das Cannabis stammt nicht von unbekannten Quellen, sondern von einem lokalen Anbauunternehmen. Der Hersteller SwissExtract betreibt einen 100%-biologischen Cannabisanbau in einem Gewächshaus und im Freiland. Auch bei der Trocknung und dem händischen Trimming der Blüten wird äußerste Sorgfalt an den Tag gelegt. Zudem stellt SwissExtract, ganz seinem Namen entsprechend, auch Cannabis-Extrakte mittels CO₂-Extraktionsverfahren her, welche dann in Vape Pens gefüllt oder in Edibles infundiert werden.
Der Transport findet stets in optimal temperierten Lagerhallen oder Lieferfahrzeugen statt, sodass die Qualität der Produkte und Blüten bis zur Aushändigung an die Studienteilnehmer:innen bestmöglich erhalten bleibt. Somit besitzt man vom Samen in der Erde hin zum Gras in der Tüte eine komplett transparente Produktions- und Lieferkette.
Achtsame Herangehensweise
Ein weiterer Unterschied zu den herkömmlichen Abgabemodellen wie Coffeeshops oder Social Clubs ist Grashaus Projects Fokus auf den schadensmindernden Konsum. Geht man beispielsweise in einen Coffeeshop und fragt die Budtender nach den Eigenschaften einer Sorte, bekommt man oft nur Infos wie „Indica“, „very strong“ und einen Preis. Alles andere wie die Herkunft, die Terpene und die genauen THC-Werte ist und bleibt unbekannt. Wie viel und auf welche Art dann konsumiert wird, ist den Leuten hinter den Tresen oftmals egal – Hauptsache man pennt nicht am Sitzplatz ein.
Ganz im Gegensatz dazu hängt im Grashaus Store ein Safer-Use-Poster, welches den Studienteilnehmer:innen schon beim Eintreten wertvolle Tipps und Hinweise für einen schadensärmeren Konsum bietet. Bei Fragen zu den Produkten kann man sich jederzeit an die geschulten Mitarbeiter:innen wenden. Und beim Auftreten von Problemen rund um den Konsum gibt es ein Hilfesystem mit Beratung und Zugang zum Studienarzt.
Auch ist es mittlerweile deutlich einfacher in einen Social Club zu kommen, als ein:e Teilnehmer:in eines Pilotversuchs zu werden. Doch das ist auch gut so, da man somit einerseits den Cannabis-Tourismus unterbindet und andererseits einen fokussierten Blick auf die wissenschaftliche Seite der Pilotversuche behält. Das Ziel ist ein achtsamer Umgang mit Cannabis, um eine Grundlage für eine Legalisierung zu schaffen – und keine kopflose Freigabe.
Auf der Suche nach Teilnehmer:innen
Am 5.12.2023 soll der Verkauf im Fachgeschäft Grashaus Projects starten. Bereits jetzt kann man sich für den Pilotversuch anmelden. Um die Studie möglichst repräsentativ zu gestalten, bedarf es einer großen Menge an Teilnehmer:innen – bis zu 3950 Menschen können sich für die Studie anmelden. Grashaus Projects ist ab sofort auf der Suche nach Teilnehmer:innen, die in Baselland wohnen. Mit ein paar Voraussetzungen, wie der Volljährigkeit und einem Wohnsitz in einer der teilnehmenden Gemeinden, ist es möglich, ein Teil dieses wissenschaftlichen Versuchs zu sein.
Schwangere und stillende Personen, sowie Menschen mit Herz-/Kreislauferkrankungen und akuten psychischen Vorerkrankungen sind für den Gesundheitsschutz im Vorfeld ausgeschlossen. Man sollte zudem bereits Erfahrungen mit dem Konsum von Cannabis aufweisen können. Sind diese Punkte erfüllt, kann nach einem Eignungsgespräch und der Einwilligung ein Teilnehmerausweis erstellt werden, der die Studienteilnehmer:innen berechtigt, im Grashaus Store Cannabisblüten, Edibles oder Vape-Pens kaufen zu können. Bereits ab Dezember werden die THC-haltigen Produkte im Shop erhältlich sein.
Fassen wir also noch mal kurz zusammen: Im Dienste der Wissenschaft und ganz legal Cannabis einkaufen und konsumieren dürfen – kann es denn für Enthusiast:innen etwas Schöneres und Ehrenvolleres geben?