Schon länger deuten Studien darauf hin, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Hanfs eine antimykotische Wirkung besitzen. Nun hat ein Forschungsteam der Macquarie University in Australien nachgewiesen, dass die Kombination von Cannabidiol (CBD) und Cannabidivarin (CBDV) gegen pathogene Pilze sogar wirksamer sein kann als herkömmliche Antimykotika. Besonders bemerkenswert: Die Kombination zeigte sich in Laborversuchen gegenüber Cryptococcus neoformans überlegen – einem gefährlichen Pilzerreger, der weltweit jährlich Hunderttausende Todesfälle verursacht.
CBDV rückt zunehmend ins medizinische Interesse
Während CBD inzwischen ein breites Anwendungsspektrum zugesprochen wird, stand CBDV bislang weniger im Fokus der Forschung. Das ändert sich derzeit: Erste Studien zeigen, dass auch CBDV vielversprechende medizinische Eigenschaften besitzt. Zwar kommt dieser Wirkstoff natürlicherweise nur in Spuren im Nutzhanf vor, doch neue Züchtungen ermöglichen bereits Sorten mit einem deutlich höheren CBDV-Gehalt.
Kombination mit starker Wirkung gegen gefährliche Erreger
In der australischen Untersuchung testeten die Wissenschaftler die Wirksamkeit verschiedener Cannabinoide gegen insgesamt 34 pathogene Pilzstämme im Reagenzglas. Die Kombination aus CBD und CBDV erwies sich dabei als besonders wirksam – vor allem gegen Cryptococcus neoformans, den Erreger der sogenannten Kryptokokkose. Diese Infektion kann bei immungeschwächten Personen tödlich verlaufen, insbesondere wenn sie zu einer Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung führt. Jährlich sterben weltweit schätzungsweise über 600.000 Menschen an den Folgen dieser Erkrankung.
Angesichts zunehmender Resistenzen gegenüber konventionellen Antimykotika stellt die Entdeckung eine vielversprechende Alternative dar. Laut dem Forschungsteam ist es aufgrund des völlig anderen Wirkmechanismus von CBD und CBDV sehr unwahrscheinlich, dass pathogene Pilze ähnliche Resistenzmuster entwickeln.
Wirksamkeit auch bei weiteren Pilzinfektionen
Die Studie beschränkte sich nicht nur auf Cryptococcus neoformans, sondern untersuchte die Wirksamkeit der Wirkstoffkombination auch bei zahlreichen weiteren Pilzerregern – mit ebenfalls überzeugenden Ergebnissen. Insbesondere bei dermatologischen Infektionen wie Fußpilz oder Candida zeigte die Kombination eine starke hemmende Wirkung. Angesichts der Tatsache, dass weltweit rund eine Milliarde Menschen jährlich an Pilzinfektionen erkranken, könnten die Ergebnisse der Studie den Weg für neue, wirksame Behandlungsansätze ebnen.
Studienleiterin Dr. Hue Dinh, Expertin für antimikrobielle Resistenzen, plädiert dafür, verstärkt auf bekannte und bereits erforschte Substanzen zu setzen. Da viele Hanfwirkstoffe toxikologisch gut untersucht sind und teilweise bereits für die Anwendung am Menschen zugelassen wurden, ließe sich die Entwicklung neuer Medikamente deutlich beschleunigen.
Von der Petrischale in die Praxis: Erste Erfolge im Tierversuch
Zwar handelt es sich bislang um In-vitro-Ergebnisse, doch das Forschungsteam konnte die Wirkung auch in einem lebenden Modell nachweisen. Dazu wurden Versuche mit Wachsmotten durchgeführt – einem bewährten Modellorganismus in der Erforschung antimikrobieller Substanzen. Die Wirkung von CBD und CBDV konnte auch hier bestätigt werden.
Als nächster Schritt ist die Entwicklung topischer Anwendungen geplant – etwa in Form von Salben für Haut- und Nagelinfektionen. Da beide Substanzen als gut verträglich gelten, besteht die Hoffnung auf eine rezeptfreie Nutzung. Schwieriger gestaltet sich hingegen die Entwicklung systemischer Anwendungen – beispielsweise zur Injektion –, da die Wirkstoffe schwer wasserlöslich sind. Dennoch sehen die Forscher großes Potenzial in der Weiterentwicklung.
Neue Hoffnung im Kampf gegen Pilzinfektionen
Die australische Studie bringt Bewegung in ein bislang wenig beachtetes Forschungsfeld. Die Kombination aus CBD und CBDV zeigt ein beachtliches antimykotisches Potenzial – möglicherweise sogar stärker als bisher eingesetzte Medikamente. Vor dem Hintergrund zunehmender Resistenzen, wachsender Infektionszahlen und der guten Verträglichkeit dieser Wirkstoffe könnte die Entdeckung der Beginn einer neuen Generation antimykotischer Therapien sein.