Seit der Verabschiedung des Cannabisgesetzes (CanG) in Deutschland im April 2024 hat sich der Markt für medizinisches Cannabis rasant entwickelt. Ein aktueller Report bestätigt, dass Deutschland inzwischen den größten Markt Europas darstellt – mit einem Volumen von über 670 Millionen Euro. Doch nicht nur Deutschland profitiert von der wachsenden Nachfrage: Immer mehr europäische Länder drängen in den Export, um vom Boom im Medizinalcannabisbereich zu profitieren. Vor allem Dänemark und Tschechien zeichnen sich als aufstrebende Lieferanten ab.
Deutschland bleibt Schlüsselland im Medizinalcannabis-Markt
Deutschland hat sich in den letzten Jahren zum mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt für medizinisches Cannabis in Europa entwickelt. Über 60 Prozent aller europäischen Patienten, die eine ärztliche Verschreibung erhalten, leben hierzulande. Trotz bürokratischer Hürden und einer nach wie vor nicht vollständig geklärten Kostenübernahme durch die Krankenkassen steigt die Nachfrage kontinuierlich.
Das Volumen von über 670 Millionen Euro zeigt, dass medizinisches Cannabis im deutschen Gesundheitssystem fest etabliert ist. Hinzu kommt: Durch die Legalisierung im Freizeitbereich und die damit verbundene erhöhte Akzeptanz dürfte auch die Zahl der Patienten weiter steigen, die offen mit ihrem Bedarf an ärztlich verschriebenem Cannabis umgehen.
Dänemark als Vorreiter im Export
Ein Land, das besonders von dieser Entwicklung profitiert, ist Dänemark. Dort wurde bereits vor Jahren ein regulatorischer Rahmen geschaffen, der Investitionen in die medizinische Cannabisproduktion attraktiv machte. Große Gewächshausanlagen produzieren inzwischen standardisierte Medizinalcannabisblüten in hoher Qualität. Ein Großteil dieser Produktion geht in den Export, insbesondere nach Deutschland.
Die dänische Politik verfolgt einen pragmatischen Ansatz: strenge Qualitätsstandards nach pharmazeutischen Richtlinien, aber gleichzeitig klare rechtliche Sicherheit für Produzenten. Das macht das Land zu einem verlässlichen Partner im europäischen Markt.
Tschechien etabliert sich als Produzent
Neben Dänemark tritt zunehmend auch Tschechien in Erscheinung. Die Regierung in Prag hat früh auf eine liberale Cannabispolitik gesetzt und baut nun den Bereich medizinischer Cannabisprodukte aus. Durch niedrigere Produktionskosten und eine wachsende Zahl von lizenzierten Unternehmen entwickelt sich das Land zu einem ernstzunehmenden Exporteur.
Auch hier ist Deutschland ein Hauptabnehmer, doch Tschechien beabsichtigt, sich langfristig breiter aufzustellen und Märkte in ganz Europa zu beliefern. Die zentrale Lage und die bestehende Expertise im pharmazeutischen Bereich geben dem Land einen zusätzlichen Vorteil.
Weitere Länder drängen nach
Neben Dänemark und Tschechien haben auch andere Länder ihre Ambitionen im Bereich medizinisches Cannabis verstärkt. Portugal und die Niederlande sind bereits bekannte Produzenten. Griechenland hat in den letzten Jahren massiv in den Aufbau von Gewächshauskapazitäten investiert, mit dem Ziel, eine Exportrolle einzunehmen.
Diese Dynamik zeigt: Der europäische Markt für medizinisches Cannabis wird zunehmend diverser. Während Deutschland die Nachfrage dominiert, nutzen Nachbarstaaten die Chance, ihre wirtschaftliche Position durch den Export zu stärken.
Chancen und Herausforderungen für Europa
Das Rekordwachstum im Medizinalcannabis-Markt ist ein klares Signal: Medizinisches Cannabis hat seinen Platz in der europäischen Medizin gefunden. Doch damit gehen auch Herausforderungen einher. Die Versorgung der Patienten muss gesichert, Qualitätsstandards eingehalten und bürokratische Hürden abgebaut werden. Zudem stellt sich die Frage, wie fair der Wettbewerb zwischen Importeuren und heimischen Produzenten gestaltet werden kann.
Für Deutschland ist die Entwicklung doppelt relevant: Einerseits sichert die wachsende Zahl von Importen die Versorgung, andererseits stellt sich die Frage, ob die inländische Produktion mit dieser Dynamik Schritt halten kann.
Ein Markt in Bewegung
Europa erlebt derzeit eine Phase des Umbruchs im Bereich medizinisches Cannabis. Deutschland bleibt der größte Markt und sorgt mit seiner Nachfrage für einen stabilen Absatzkanal. Doch die eigentlichen Gewinner könnten die Exportländer werden, die ihre Produktion frühzeitig professionalisiert haben.
Dänemark und Tschechien stehen stellvertretend für eine Entwicklung, die den europäischen Medizinalcannabis-Markt nachhaltig prägen wird: Medizinisches Cannabis als anerkanntes Arzneimittel, produziert nach pharmazeutischen Standards, mit einer wachsenden internationalen Handelsdimension.
Quellen
- Cannabis Health News – Europe’s medical cannabis market surges (29.07.2025) – Bericht zum EU-Wachstum; Deutschland > 670 Mio. €.
- International CBC – Germany imported over 43 tonnes of cannabis in Q2 2025 (06.08.2025) – Importentwicklung und Trendabschätzung 2025.
- Business of Cannabis – Czech Republic: medical exports already booming (23.07.2025) – Tschechien als aufstrebender EU-Exporteur.
- The Cannabis Pages – Europe’s medical market surges (30.07.2025) – Exportzahlen: Dänemark & Tschechien (u. a. Liefermengen nach Deutschland).
- IMARC – Europe Medical Cannabis Market Size & Forecast – Marktdaten & Prognosen; Deutschland größter Anteil in 2024.