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Mit der Berufung von Burkhard Blienert zum Bundesdrogenbeauftragten während der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP wurde in Deutschland erstmals ein fachlich versierter Experte in dieses Amt berufen. Während frühere Amtsinhaberinnen wie Sabine Bätzing, Mechthild Dyckmans, Marlene Mortler und Daniela Ludwig regelmäßig gegen den Konsum von Cannabis wetterten und eine gescheiterte Drogenpolitik mit teils fragwürdigen Argumenten verteidigten, war Blienert bereits vor seinem Amtsantritt mit der Materie vertraut – und befürwortete sogar die Legalisierung.
Aufgrund des vorzeitigen Endes der Ampel-Koalition konnte Blienert seine Arbeit als Beauftragter der alten Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen nicht wie geplant fortführen. Er wurde nun durch die neue Bundesregierung frühzeitig abgelöst. Sein Nachfolger ist kein Unbekannter: Der Virologe Hendrik Streeck, der sich während der Corona-Pandemie durch seine sachlichere Tonlage im Vergleich zu Christian Drosten einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeitete, wurde am 28. Mai 2024 vom Bundeskabinett offiziell in das Amt berufen. Damit folgte die Bundesregierung dem Vorschlag von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU).
Ziel: Eine versachlichte Debatte
Ähnlich wie während der Pandemie soll es laut Gesundheitsministerin Warken jetzt auch in der Drogenpolitik Streecks Aufgabe sein, die „häufig emotional aufgeladene Debatte“ zu versachlichen. Sein medizinischer Hintergrund komme ihm dabei zugute. Und tatsächlich klingt es für ein CDU-Mitglied – Streeck ist seit 2025 Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Gesundheitsausschusses – bemerkenswert ausgewogen, wenn er erklärt, dass er nicht mit erhobenem Zeigefinger agieren wolle, sondern aufklären, helfen und handeln möchte.
Sucht und Drogen seien keine Randthemen, sondern betreffen Millionen Menschen und seien ein echter Prüfstein für die Stärke des Gesundheits- und Sozialsystems. So äußert sich Streeck laut einer Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums. Besonders Kinder und Jugendliche müssten geschützt werden – vor Abhängigkeiten, aber auch vor digitalen Risiken. Das Thema Cannabis wird dabei auffällig gemieden, doch Streeck betont, dass er sich für eine evidenzbasierte, präventive und menschenzugewandte Drogenpolitik einsetzen werde – insbesondere zum Schutz der Schwächsten und zur Stärkung der Gesellschaft.
Wissenschaft statt Parolen
Mit der Berufung des 1977 in Göttingen geborenen Virologen zieht nun zumindest jemand mit wissenschaftlichem Hintergrund in das Amt des Bundesdrogenbeauftragten ein. Logik und medizinisches Fachwissen dürften Streeck davor bewahren, sich einer parteipolitisch motivierten Agenda entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse zu beugen. Aussagen wie „Cannabis ist verboten, weil es illegal ist“ (Marlene Mortler) oder „Cannabis ist kein Brokkoli“ (Daniela Ludwig) wird man von ihm kaum hören.
Streeck, seit 2019 Direktor des Instituts für Virologie an der Universität Bonn, setzte sich während der Corona-Pandemie im Expertenrat der Bundesregierung für evidenzbasierte Maßnahmen ein. Es ist zu hoffen, dass er auch in der Cannabisdebatte der Wissenschaft treu bleibt. Seine früher geäußerte Einschätzung, dass „Kiffen der Gesellschaft schade“, wie es Taz.de zitiert, müsste er dann allerdings dem tatsächlichen Schaden einer gescheiterten Cannabisprohibition gegenüberstellen – wissenschaftlich fundiert.
Die Begleitung der Legalisierung von Cannabis könnte eine zentrale Aufgabe seiner Amtszeit werden – jedoch nicht, um die Teilfreigabe vorschnell zurückzunehmen, sondern um sie sachlich, kontrolliert und verantwortungsvoll weiterzuentwickeln.
Bleiben Sie sich bitte treu, Herr Bundesdrogenbeauftragter Prof. Dr. Hendrik Streeck!
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