Bei den Eidgenossen befindet sich der THC-Kauf noch in der Testphase, und zum entsprechenden Pilotprojekt kommen gerade richtig spannende Daten rein. Demnach trocknet bereits die einer künftigen Freigabe vorlaufende, bis dato größte Cannabis-Studie der Schweiz den örtlichen Schwarzmarkt kräftig aus – wer hätte das (nicht) gedacht?
Hanf-Legalisierung wird wissenschaftlich vorbereitet
In Deutschland läuft es komischerweise genau andersherum, und wer weiß schon, ob die von der alten Ampelregierung angekündigten Modellprojekte unter dem neuen Bundesinnenminister Dobrindt (CSU) überhaupt noch starten dürfen. Die Schweiz hingegen befragt vor dem Freigeben erst einmal ausführlich die Wissenschaft und möchte klären, ob regulierte Fachgeschäfte für Haschisch und Marihuana kriminelle Dealer auch in den Alpen ähnlich effektiv vertreiben, wie sich das schon länger in Kanada und vielen US-Bundesstaaten beobachten lässt.
Am umfangreichsten werden Erkenntnisse zum THC im Kanton Zürich gesammelt. Dort sind neben der Universität, einer Konjunkturforschungsstelle und dem Verein „Swiss Cannabis Research“ insgesamt 4400 Leute im Alter von 18 bis 80 Jahren dabei – ein neuer Rekord für die Alpenrepublik! Weil die nun nach einem Jahr Laufzeit veröffentlichten Daten sehr positiv ausfallen, dürfte man in der Nationalratskommission schon bald auch mit dem Vorbereiten der tatsächlichen Freigabe für Hanfprodukte beginnen.
User von THC haben keine Lust auf illegales Gras mehr
Die Schweizer Cannabis-Studie setzt beim Untersuchen schlauerweise weder auf Zufälle noch auf das Orakel von Delphi wie der frühere deutsche Gesundheitsminister Lauterbach (SPD). Ein simpler Vergleich schafft stattdessen die nötige Übersicht und arbeitet wundervoll rasch heraus, was sich Kenner von Hanfkonsum wahrscheinlich ohnehin schon vorher denken konnten.
So muss ein gutes Drittel der Teilnehmer, um Gras zu kaufen, weiter den Dealer fragen, während die restlichen 3000 Probanden in ausgewählten Shops oder einer Apotheke bedient werden. Dreimal dürfen wir raten, wer sich gegenüber den Wissenschaftlern anschließend zufriedener über das Kiffen äußert.
Einzelne Ausgabestellen respektive Apotheken und Hanf-Geschäfte müssen übrigens mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein und dürfen sich maximal eine halbe Stunde vom Wohnort der Studienteilnehmer entfernt befinden. Solche Regeln für Entfernungen zwischen Cannabis und Konsumenten machen empirische Daten noch realistischer – schließlich gibt es in puncto legale Genussmittel auch Tabakläden oder Geschäfte mit Alkohol im Sortiment nicht nur alle 50 Kilometer.
Schweiz erlaubt Probanden für die Cannabis-Studie zehn Gramm THC monatlich
Kontrolliert wird diese Menge übrigens vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit höchstpersönlich! Experten zufolge kiffen die Eidgenossen bis zu 50.000 Grastüten pro Tag, und dabei achtet der erlauchte Kreis von Studienteilnehmern der bundesweit sieben Pilotprojekte genauso auf Qualität wie alle anderen Kiffer, die aktuell nur Zugang zu illegalem Cannabis haben.
Logische Schlussfolgerung der Forschung: Cannabis bleibe zwar ein Rauschmittel mit Risiken beim Konsum, wirke aber bei legalem Verkauf an Erwachsene durch Fachläden sehr sicher gegen Schwarzmarkt, Dealer und das organisierte Verbrechen.
Betont wird, dass Konsumierende im Geschäft eben keinen Kontakt zu Gangstern haben, die häufig mehr als nur vergleichsweise harmlosen Hanf anbieten und fatale Drogenkarrieren anstoßen. Fehlen jedoch solche Angebote mit Lizenz und gibt es lediglich eine Freigabe für bürokratisch sperrig geregelten Cannabisanbau im Verein oder zu Hause, wie eben bei uns in Deutschland, bleiben illegale Märkte bestehen. Kiffer wollen ihr Genussmittel genauso unkompliziert erwerben wie Trinker ihr Bier – fertig.
In Europa beweist nun die kleine, feine und vor allem neutrale Schweiz, worauf es bei einer fairen Cannabis-Gesetzgebung ankommt – warum nur kriegen das viel größere Länder und Mitglieder einer vorgeblich so wissenschaftlich aufgestellten EU bisher einfach nicht gebacken?