Im Interview mit dem Verpackungshersteller Packiro
Die Umweltverträglichkeit von Produkten spielt bei Kaufentscheidungen nach wie vor eine zentrale Rolle – das gilt besonders für die CBD-Branche mit ihren Naturprodukten. Doch dabei ist für 75 % der Deutschen nicht mehr nur der ökologische Fußabdruck des Produkts selbst entscheidend, sondern auch der seiner dazugehörigen Verpackung. Umso wichtiger also, dass der Partner, den man für die Verpackungslösung wählt, ebenfalls auf Nachhaltigkeit setzt.
Das Unternehmen Packiro produziert nachhaltige und recycelbare Verpackungen, die in sehr geringen Mengen bestellt und vollflächig bedruckt werden können. So ist es auch für kleine Unternehmen und Start-ups möglich, Produkte individuell, auffällig und vor allem umweltfreundlich zu verpacken. Wir sprechen mit Maxime Müller, der Marketingmanagerin von Packiro, über die zunehmende Relevanz von Verpackungen als Kaufargument und die Herausforderung, diese im Sinne einer Kreislaufwirtschaft recycelbar herzustellen.
Hanf Magazin: Zu Beginn möchte ich gerne etwas mehr über Packiro als Unternehmen wissen. Ich denke, nur wenige Menschen wachen vermutlich eines Morgens auf und sagen: Ja, das ist es! Ich will für mein Leben gerne Verpackungen herstellen! Wie kommt man in diese Branche? Welche Motivation stand hinter der Unternehmensgründung, und wie sah die Entwicklung von Packiro von den Anfängen bis heute aus?
Maxime Müller: Stimmt – Personen, die im beruflichen Kontext noch nicht mit Verpackungen in Verbindung gekommen sind, beschäftigen sich abgesehen von der richtigen Mülltrennung wahrscheinlich auch selten damit. Unternehmen, die bereits Verpackungen bestellen mussten, verbinden mit ihren Erfahrungen häufig komplizierte, langwierige und unflexible Bestellprozesse, was bei vielen herkömmlichen Verpackungsherstellern auch oft der Fall ist. Fakt ist außerdem, dass es in der Verpackungswelt leider viel Greenwashing gibt – Begriffe wie „plastikfrei“ oder „kompostierbar“ werden inflationär benutzt und lassen VerbraucherInnen häufig verwirrt zurück.
Anstatt uns über die Intransparenz und die Komplexität auf dem Verpackungsmarkt zu ärgern, wollten wir es anpacken und es selbst anders machen – unser Ziel war es, wirklich nachhaltige Verpackungen anzubieten, die zu einer Kreislaufwirtschaft beitragen, und darüber transparent aufzuklären. Zudem wollten wir besonders kleinen Unternehmen mehr Flexibilität beim Verpacken ihrer Produkte bieten. Gestartet haben wir 2020 als ein Venture des großen Druckfarbenherstellers Siegwerk Druckfarben AG & Co. KGaA, der seit über 180 Jahren auf dem Markt tätig ist. Zu Beginn haben wir unsere nachhaltigen Verpackungslösungen von Köln aus innerhalb von Deutschland vertrieben. Mittlerweile haben wir KundInnen in ganz Europa – mehr als 100 davon übrigens im CBD-Bereich!

Hanf Magazin: Verpackungen sind ein von den Verbrauchern gerne vernachlässigtes Gut, da es ja meistens um den Inhalt geht, den man in der Verpackung erwirbt. Mit zunehmendem Engagement für Umwelt und Nachhaltigkeit steigt aber auch das Interesse der an Verpackungslösungen. Wie haben sich die Anforderungen an Verpackungslösungen in den letzten Jahren verändert?
Maxime Müller: Die Anforderungen an Verpackungslösungen werden für die Hersteller immer herausfordernder und individueller. Während Verpackungen vor einigen Jahren hauptsächlich Mittel zum Zweck waren, um Produkte frisch zu halten und beim Transport zu schützen, spielen sie heutzutage eine zentrale Rolle für die Kaufentscheidung der VerbraucherInnen. Für Unternehmen sind Verpackungen eines der wichtigsten Marketing- und Vertriebsinstrumente. Denn nach wie vor sind Verpackungen in vielen Fällen der erste Kontaktpunkt mit dem Kunden – ob im Handel oder online.
Das heißt, sie müssen ins Auge fallen, die Marke und das Produkt widerspiegeln und natürlich im Gedächtnis bleiben. Außerdem sind Verpackungen viel mehr als ein Bestandteil anstelle nur eines Add-ons des Produkts anzusehen, weshalb die Umweltauswirkungen der Verpackung für VerbraucherInnen immer wichtiger werden. Damit Verpackungen wirklich nachhaltig sind, müssen sie nicht nur eine Anforderung (etwa eine umweltfreundliche Herstellung) erfüllen. Eine ganzheitliche Betrachtung aus verschiedenen Gesichtspunkten ist daher essenziell: Bei Verpackungen zählt die Co2-Bilanz im gesamten Lebenszyklus inklusive der Entsorgungs- und Wiederverwertungsmöglichkeiten der eingesetzten Materialien. Wir verfolgen mit unseren Verpackungslösungen den Ansatz einer Kreislaufwirtschaft, weshalb wir primär auf voll recycelbare Materialien setzen. Die Recyclingfähigkeit unserer Verpackungen haben wir von dem unabhängigen Umwelt- und Recyclingdienstleister “Interseroh” überprüfen lassen und mit dem „Made for Recycling“-Siegel bestätigt bekommen.
Hanf Magazin: Selbstverständlich kann man nicht jeden Gegenstand in jeder Verpackung halten, transportieren und vermarkten. An einem Punkt steht also die Entscheidung, für welche Produkte man Verpackungen entwickelt? Wie kam Packiro zu CBD oder CBD zu Packiro?
Maxime Müller: Prinzipiell eignen sich unsere Beutel für alle Produkte, die branchenüblich in unseren Beutelgrößen verpackt werden können und Schutz vor äußeren Einflüssen wie UV-Strahlung, Feuchtigkeit und Sauerstoff benötigen. Schon vor der Gründung von Packiro haben wir uns mit Expert:innen aus den verschiedensten Branchen ausgetauscht – viele unserer ersten KundInnen waren dabei übrigens aus dem CBD-Bereich! Generell möchten wir natürlich immer so nah wie möglich am Bedarf unserer KundInnen produzieren und da CBD-Blüten sehr sensibel sind, müssen unsere Verpackungen bedingungslos schützen.
CBD-Blüten dürfen beispielsweise nicht komplett austrocknen, aber auch keine zusätzliche Feuchtigkeit aus der Luft ziehen – deswegen ist eine hohe, sogenannte „Feuchtigkeitsbarriere“ unserer Pouches wichtig. Auch ein Aromaschutz ist ein Muss, da der Grasgeruch sonst nach außen gelangt und das Aroma verloren geht. Von CBD-Herstellern haben wir außerdem erfahren, dass sie für ihre Blüten häufig auf Gläser zurückgreifen. Leider sind Gläser aufgrund ihres Gewichts und des Umfangs nicht nur teuer im Transport und der Lagerung, sondern können zusätzlich nur aufwendig mit Etiketten individualisiert werden. Hier können wir mit unseren flexiblen Verpackungslösungen in perfekten Größen, die leichter sind und digital in kleinen Mengen bedruckt werden können, einen großen Mehrwert schaffen.
Hanf Magazin: Die Pouches von Packiro sind nachhaltig und recycelbar. Ist die Herstellung nachhaltiger Beutel aufwendiger, bzw. teurer, als herkömmliche, weniger umweltfreundliche? Und wenn ja, kann man das in etwa beziffern?
Maxime Müller: Nachhaltigkeit hat natürlich seinen Preis. Allein die Tatsache, dass wir unsere Pouches nicht in Asien herstellen, sondern ausschließlich in EU-Ländern, wirkt sich natürlich auf die Herstellungskosten aus. Zusätzlich ist Nachhaltigkeit an vielen Stellen auch mit einem logistischen Mehraufwand verbunden. Ein Beispiel ist die Recyclingfähigkeit: um vollständig recycelbar zu sein, müssen nämlich alle Verpackungskomponenten aus einem Material (sogenanntes “Mono-Material”) bestehen – von den verschiedenen Schichten der Verpackung über den Zipper bis zum Etikett. Hier wollten wir keine Kompromisse eingehen und haben eine lange Suche nach Herstellern für Zipper aus Polypropylen auf uns genommen, welche üblicherweise nicht auf dem Verpackungsmarkt verfügbar sind. Insgesamt fallen die Materialkosten für unsere Kunststoffverpackungen aus Mono-Material in etwa 90 – 120 % höher aus als die Materialkosten für herkömmliche Multi-Material-Verpackungen aus verschiedenen Kunststoffarten (z. B. PET/PE).
Hanf Magazin: Nun ist Packiro Pouch nicht gleich Packiro Pouch, soll heißen, es gibt diesen Standbodenbeutel in unterschiedlichen Ausführungen, die die Namen Martha, Toni, Nils und Robin tragen. Worin unterscheiden sie sich und unter welchen Gesichtspunkten könnte ein Kunde seine Entscheidung für eine der vier Varianten treffen?
Maxime Müller:
Martha:
- Richtige Wahl, wenn Nachhaltigkeit Priorität hat: Voll recycelbar, da Verpackung aus nur einer Kunststoffart besteht (“Mono-Material”)
- Ausgezeichneter Feuchtigkeits- und UV-Schutz, guter Aromaschutz
- Design kann mit metallischen Sondereffekten erstellt werden
Toni:
- Ebenfalls vollständig recycelbar
- Im Unterschied zu Martha besitzt Toni keine innere Aluminium-Metallisierung
- Ausgezeichneter Sauerstoff- und Feuchtigkeitsschutz
- Transparentes Sichtfenster kann in eigenem Design integriert werden, sodass KundInnen einen ersten Eindruck von den Produkten bekommen. Dadurch hat Toni jedoch einen geringeren UV-Schutz als Martha
Robin:
- Richtige Wahl, wenn Papier-Haptik erwünscht ist
- Papier der Verpackung stammt aus zertifiziert nachhaltiger Forstwirtschaft
- Hervorragender UV-Schutz, hoher Sauerstoff- und Feuchtigkeitsschutz
Nils:
- Momentan noch nicht in unserem Shop erhältlich – wird aber noch dieses Jahr gelauncht
- Wird aus Papier bestehen und recycelbar sowie plastikfilmfrei sein – deswegen hat er auch keinen Zipper zum Verschließen
- Die derzeit nachhaltigste Verpackungslösung, die gänzlich ohne Kunststoff auskommt
Hanf Magazin: Neben dem Standbodenbeutel, der gern für CBD Blüten verwendet wird, gibt es noch den Blockbodenbeutel? Für welche Produkte ist diese Verpackungslösung besonders gut geeignet?
Maxime Müller: Prinzipiell eignen sich Blockbodenbeutel für fast alle Produkte. Sie sind besonders standfest und robust und bieten vier bedruckbare Seiten sowie einen bedruckbaren Boden. Aufgrund der Stabilität, der großen Gestaltungsfläche und dem wählbaren Aromaschutzventil sind unsere Blockbodenbeutel besonders bei unseren KaffeekundInnen beliebt.
Hanf Magazin: Man neigt dazu, ein Verpackungsunternehmen auf Anhieb nur mit Großindustrie zu assoziieren. Das soll heißen, als Kleinunternehmer oder Privatperson denkt man oft gar nicht daran, dass man selbst auch seine eigenen Verpackungen designen und herstellen lassen kann. Schon ab 500 Stück pro Design ist das bei Packiro möglich. Wie funktioniert es? Wie muss ein Interessent vorgehen, um seine eigenen Packiro Pouches zu erhalten?
Maxime Müller: Das stimmt. Außerdem ist kleineren Unternehmen und Start-ups oft gar nicht bewusst, welche kreativen Ideen (Sondereditionen, saisonale Verpackungen) sie mit Packiro umsetzen können. Für diese Flexibilität sorgt unser Digitaldruck – denn dadurch entfällt etwa das kostspielige Anpassen der Druckplatten, wenn ein Design verändert wird.
Der Ablauf in wenigen Schritten:
- 1. Sample Kit wird online auf der Packiro-Webseite bestellt
- 2. InteressentInnen können Verpackungen mit dem Produkt testen (Abfüllen, einen Lagertest machen etc.)
- 3. Packiro-Team berät über notwendige Schutzeigenschaften und die verschiedenen Optionen
- 4. Verpackungen werden bequem online im Shop bestellt
- 5. Eigenes Design kann einfach in die zur Verfügung gestellten Packiro-Templates integriert werden
- 6. Durch unseren automatischen Artwork-Check dauert die technische Prüfung nicht mehrere Tage, sondern lediglich wenige Sekunden
- 7. Bedruckte Pouches sind nach kurzer Zeit (4-6 Wochen) Pouches bei unseren Kund:innen
- 8. Schnelles und intuitives Nachbestellen der gewünschten Designs aus der eigenen Artwork-Bibliothek im Kundenprofil
Hanf Magazin: Packiro hat nun ein gutes Sortiment an Verpackungen anzubieten, die sehr hohen Anforderungen entsprechen und in Sachen Qualität und Nachhaltigkeit auf dem neusten Stand sind? Sind dann alle Anstrengungen des Betriebs für die nächste Zeit auf den Vertrieb ausgerichtet, oder setzt man sich doch wieder an den Tisch und entwickelt etwas Neues?
Maxime Müller: Auch wenn wir sehr stolz auf unsere nachhaltigen und innovativen Verpackungslösungen sind, wollen wir uns nie mit dem Status quo zufriedengeben. Die Verpackungsbranche ist im ständigen Wandel und es gibt laufend neue Möglichkeiten und Erkenntnisse, wie Verpackungen noch nachhaltiger gestaltet werden können. Natürlich sind wir nicht perfekt und ja, auch wenn eine Verpackung recycelbar ist, verbraucht die Herstellung auch Kohlendioxid.
Hier arbeiten wir an vielen großen Projekten, um wirklich die nachhaltigsten Lösungen anbieten zu können: Kunststoff aus recyceltem Plastik, Co2-neutrale und biobasierte Verpackungen, aber auch digitale Innovationen im Druck, die noch mehr Nachhaltigkeit mit sich bringen – langweilig wird uns die nächsten Jahre auf jeden Fall nicht werden.