Vor allem beim Hanfanbau in größerem Stil, handelt es sich um typische Monokulturen, die tendenziell eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen aufweisen. Da der Übertragungsweg nicht durch andere Pflanzen mit einem anderen Mikrobiom unterbrochen wird, können sich Krankheiten oft explosionsartig ausbreiten. Wenn die sonstigen Umweltbedingungen dem Erreger förderlich sind, kann eine derartige Infektion rasch außer Kontrolle geraten. Eine sehr elegante Methode, diese Krankheiten bei Hanfpflanzen zu bekämpfen, ist das Verwenden von nützlichen Mikroorganismen.
Man kann sich das am besten vorstellen wie Probiotika im menschlichen Darm. Nützliche Bakterien und Pilze, die das Mikrobiom dahin gehend unterstützen, dass schädliche Keime zurückgedrängt werden und die allgemeine Vitalität des Organismus erhöht wird. Da Vorbeugung immer besser als Heilung ist, empfiehlt es sich, von Beginn an entsprechende Mikroorganismen in das Substrat zu mischen. Doch nicht nur pathogene Keime können auf diese Weise zurückgedrängt werden, sondern auch die Nährstoffversorgung der Pflanze und somit der Ertrag können optimiert werden.
Trichoderma, ein nützlicher Pilz mit breit gefächerter Wirkung
Eine der wichtigsten Gattungen unter den nützlichen Mikroorganismen ist die Pilzgattung Trichoderma. Dabei handelt es sich um eine Gruppe mit 33 bislang bekannten Unterarten, die weltweit im Boden vorkommen. Dieser mikroskopisch kleine Pilz bekommt in der biologischen Schädlingsbekämpfung eine immer wichtigere Rolle. Auch in der Hanfzucht ist er aufgrund seiner positiven Eigenschaften in Verwendung. Der Pilz geht eine Symbiose mit dem Wurzelwerk der Pflanze ein, was zum Zurückdrängen zahlreicher Krankheitserreger und zu einem gesteigerten Ertrag führt. Bei einer 2021 veröffentlichten Studie konnte gezeigt werden, dass eine Besiedelung der Wurzeln mit Trichoderma harzianum, zu einem deutlich verbesserten Ertrag bei CBD-Hanfsorten führt.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe, konnte bei jenen Exemplaren, die mit Trichoderma harzianum behandelt wurden, außerdem ein bis zu 0,5 % höherer Gehalt an CBD gemessen werden. Trichoderma harzianum erhöhte in diesem Versuch die Wurzeldichte und verbesserte die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen messbar. Pilze der Gattung Trichoderma sind ein sehr effektives Mittel, um Fusarien im Substrat zu verdrängen. Der Effekt konnte durch mehrere Studien belegt werden. Ferner verdrängt Trichoderma auch weitere krankheitserregende Pilze, wie die Erreger vom Mehltau. Auch bei Septeriose und Botrytis zeigt sich eine Kolonisierung der Wurzeln mit Trichoderma als wirksam. Um sich die Eigenschaften dieser Pilzgattung zunutze zu machen, kann man entweder die Samen während dem Keimen damit behandeln, oder diesen Pilz später ins Substrat mischen.
Mykorrhiza Pilze für eine Symbiose im Wurzelwerk
Mykorrhiza ist ein Überbegriff verschiedenster Pilzgattungen, die in einer Symbiose mit dem Wurzelwerk von Pflanzen leben. Viele im Wald wachsende Pilze zählen zu den Mykorrhiza. Aber auch zahlreiche mikroskopisch kleine Pilze, interagieren auf diese Weise mit dem Wurzelwerk von Pflanzen. Man unterscheidet grundsätzlich endogene und exogene Mykorrhiza. Endogene Mykorrhiza dringen in die Zellen von Pflanzen ein, während exogene Mykorrhiza nur mit den Wurzeln verwachsen, aber nicht in die Zellen eindringen. Auch in der Hanfzucht kann man sich die Symbiose mit Mykorrhiza Pilzen zunutze machen. Eine Gattung, die an dieser Stelle häufig zum Einsatz kommt, ist Glomeromycetes. Von dieser im Erdreich lebenden, mikroskopisch kleinen Gattung sind weltweit etwa 200 Arten bekannt.
Ähnlich wie Trichoderma, kann man auch Mykorrhiza Pilze idealerweise entweder bei der Keimung oder beim Umtopfen, in das neue Substrat einbringen. Die Anwesenheit dieser Pilze bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Die Wurzeln werden deutlich vitaler und Nährstoffe können effizienter aufgenommen werden. Mykorrhiza Pilze können auch Krankheitserreger im Boden effektiv verdrängen und auf diese Weise die Pflanze deutlich weniger anfällig für verschiedenste Infektionen machen. Besonders effektiv erweist sich diese Methode gegen Fusarien sowie gegen Phytium, einem weiteren parasitären Pilz, der Wurzelfäule führt.
Probiotische Bakterien
Es gibt auch Bakterien, die eine vergleichbare Wirkung wie die genannten Pilze aufweisen. Eines dieser Bakterien ist Bacillus amyloliquefaciens. Dieses Bakterium kann sehr effektiv sowohl krankheitserregende Bakterien als auch Pilze bekämpfen. Aufgrund seiner bewährten Wirkung wird es auch in der Landwirtschaft zur biologischen Bekämpfung einiger Erreger verwendet. Das Bakterium nistet sich in Wurzeln ein und verdrängt dort pathogene Pilze. Außerdem bildet es ein Antibiotikum, welches einige bakterielle Erreger von Wurzelfäule abtötet. Zusätzlich unterstützt es die Nährstoffaufnahme über die Wurzeln, indem es einige Mineralien in ihrem Stoffwechsel in besser verwertbare organische Verbindungen umwandelt.
Idealerweise bringt man diese Bakterien vor der vegetativen Phase ins Substrat ein, damit sie sich während dem Wachstum in den Wurzeln der Pflanze ansiedeln und vermehren können. Auch das Hinzufügen des Bakteriums Bacillus pumilus in das Substrat kann sich als nützlich erweisen. Diese Gattung siedelt sich ebenfalls in den Wurzeln an und verdrängt pathogene Keime. Bacillus pumilus hat sich als wirksam gegen Fusarien erwiesen. Deswegen wird das Bakterium auch in der Landwirtschaft als Fungizid eingesetzt.
Die Erreger von Septeriose können mit dieser Bakteriengattung ebenfalls erfolgreich zurückgedrängt werden. Auch einige Stämme von Milchsäurebakterien erweisen sich für Hanfpflanzen als sehr nützlich. Milchsäurebakterien haben nicht nur im menschlichen Mikrobiom positive Auswirkungen, sondern können in die Erde eingebracht, Stoffwechselprodukte ausscheiden, welche sehr positive Auswirkungen auf das Gedeihen von Hanfpflanzen haben.
Untersuchungen haben gezeigt, dass einige dieser Stoffwechselprodukte die Produktion von Cannabinoiden und Terpenen fördern können. Am wichtigsten zu nennen ist an dieser Stelle Hexansäureethylester. Dabei handelt es sich um ein Nebenprodukt, welches entsteht, wenn Milchsäurebakterien Zucker verstoffwechseln. Dieses Stoffwechselprodukt kann enzymatische Reaktionen in der Hanfpflanze verbessern, die für die Produktion der begehrten Inhaltsstoffe zuständig sind.