Psilocybin ist der Hauptwirkstoff von Zauberpilzen. Im Körper wird es in Psilocin umgewandelt, das für die eigentliche psychoaktive Wirkung verantwortlich ist. Wie bei Cannabis ist auch bei Zauberpilzen das Verbot nicht evidenzbasiert. Eine tödliche Dosis ist praktisch ausgeschlossen, da Psilocybin nahezu untoxisch ist.
Auch eine Abhängigkeit kann ausgeschlossen werden, da sich nach der Einnahme eine Toleranz bildet, die erst nach ein bis zwei Wochen wieder verschwindet. Studien zeigen zunehmend, dass Psilocybin besonders im seelischen Bereich großes medizinisches Potenzial hat. Nun gibt es erstmals in Deutschland die Möglichkeit, Psilocybin in Ausnahmefällen therapeutisch einzusetzen.
Ausnahmegenehmigung bei therapieresistenten Depressionen
Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim erhielt eine Genehmigung, Psilocybin im Rahmen eines Härtefallprogramms einzusetzen. Dies betrifft Patienten, die trotz verfügbarer Therapien keine Besserung erfahren. Bis zu 30 % aller Betroffenen leiden unter solchen therapieresistenten Depressionen. In Berlin und Mannheim können diese Patienten nun erstmals von einer innovativen Behandlung profitieren. Der Bedarf dürfte die verfügbaren Plätze deutlich übersteigen.
Behandlung unter therapeutischer Begleitung
Im Gegensatz zu klassischen Antidepressiva wird Psilocybin nicht täglich eingenommen, sondern in einer einmaligen Sitzung unter Aufsicht verabreicht. Dabei erleben die Patienten eine tiefgehende, introspektive Erfahrung, die hilft, negative Denkmuster aufzubrechen. Gehirnareale, die Emotionen verarbeiten, beginnen währenddessen, auf neuartige Weise miteinander zu kommunizieren. Psychotherapeutische Begleitung vor und nach der Sitzung stellt sicher, dass die gewonnenen Erkenntnisse nachhaltig in den Alltag integriert werden.
Studien belegen nachhaltige Wirkung von Psilocybin
Zahlreiche internationale Studien zeigen die therapeutische Wirksamkeit von Psilocybin. Eine 2022 veröffentlichte Untersuchung belegte, dass bereits zwei Sitzungen die Symptome schwerer Depressionen für ein Jahr lindern konnten. Auch in der Palliativmedizin zeigt Psilocybin Potenzial: Krebspatienten berichteten nach einer einmaligen Einnahme von deutlich reduzierter Todesangst und verbesserter Lebensqualität.
Deutschland wagt den nächsten Schritt in der Psychedelikaforschung
Mit der Ausnahmegenehmigung für psilocybingestützte Psychotherapie öffnet sich Deutschland einer innovativen Behandlungsmethode. Die bisherigen Ergebnisse lassen hoffen, dass Psilocybin zukünftig eine bedeutende Rolle in der Therapie schwerer seelischer Erkrankungen spielen könnte.