Hanf zählt zu den ungiftigsten Genuss- und Heilpflanzen der Welt. Im Vergleich zu anderen psychoaktiven Substanzen sind die Nebenwirkungen gering. Dennoch können, wie bei jeder Substanz, auch hier negative Effekte auftreten – insbesondere bei Personen mit einer genetischen Veranlagung.
Eine weitverbreitete Konsumform ist es, Hanf in Joints gemeinsam mit Tabak zu rauchen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass viele der potenziell negativen Folgen gar nicht vom Hanf selbst, sondern von dieser Mischung ausgehen. Während der reine Konsum des Naturstoffs kaum problematisch ist, scheint die Kombination mit Tabak bestimmte biochemische Prozesse im Gehirn ungünstig zu beeinflussen.
Kanadische Studie beleuchtet Wechselwirkungen
Die McGill University in Kanada veröffentlichte kürzlich eine Studie mit 13 jungen Erwachsenen, um die Wechselwirkungen von Tabak und Hanf näher zu untersuchen. Auslöser waren Umfragen, nach denen rund 80 Prozent der Konsumenten in Kanada zusätzlich Tabak verwenden.
Acht Teilnehmer konsumierten ausschließlich Hanf, fünf mischten zusätzlich Tabak. Im Durchschnitt rauchten sie täglich etwa ein Gramm Hanf; die Tabakmenge entsprach bis zu acht Zigaretten pro Tag. Alle Teilnehmenden waren erfahrene Nutzer und zeigten in den Wochen vor der Untersuchung ein vergleichbares Konsumverhalten.
Zur Kontrolle möglicher genetischer Einflüsse wurde bei allen Probanden das Gen rs324420 untersucht, das die Aktivität des Enzyms FAAH (Fettsäureamidhydrolase) beeinflusst. Mithilfe von PET-, MRT- und Blutuntersuchungen wurde schließlich ermittelt, wie sich der Mischkonsum auf die Gehirnchemie auswirkt. Das Ergebnis: Nur die Kombination mit Tabak führte zu deutlichen Veränderungen im Gehirnstoffwechsel.
Mehr FAAH, weniger Anandamid
Bei den Mischkonsumenten war im Gehirn deutlich mehr FAAH vorhanden. Dieses Enzym ist verantwortlich für den Abbau des körpereigenen Cannabinoids Anandamid – ein Botenstoff, der auch als „Glücksmolekül“ bekannt ist. Entsprechend wiesen die Teilnehmer, die Tabak konsumierten, deutlich geringere Anandamid-Werte auf.
Anandamid spielt eine zentrale Rolle für das emotionale Gleichgewicht, die Schmerzwahrnehmung und das allgemeine Wohlbefinden. Der Name leitet sich vom Sanskrit-Wort ananda für „Glück“ ab. Ein Mangel kann depressive Verstimmungen, Angstzustände und sogar Suchttendenzen begünstigen.
Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass ein erheblicher Teil der negativen Begleiterscheinungen, die dem Hanfkonsum zugeschrieben werden, in Wahrheit durch den Zusatz von Tabak ausgelöst wird.
Verstärkte Nebenwirkungen durch Tabak
Ein Mangel an Anandamid steht in direktem Zusammenhang mit der Entstehung von Depressionen und Angststörungen. Besonders bei genetisch vorbelasteten Personen kann die Kombination von Hanf und Tabak paranoide Symptome und psychische Instabilität verstärken.
Hinzu kommt, dass Nikotin stark abhängig macht. Viele Menschen, die glauben, eine Hanfabhängigkeit entwickelt zu haben, sind in Wirklichkeit nikotinabhängig. Der durch Tabak verursachte Rückgang des Anandamidspiegels erhöht zudem die Anfälligkeit für Suchtverhalten. Damit werden zahlreiche Probleme, die dem Hanfkonsum zugeschrieben werden, erst durch den Mischkonsum verursacht.
Bedarf an weiterer Forschung
Die Forscher betonen, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um das Zusammenspiel zwischen Tabak und Hanf auf molekularer Ebene zu verstehen. Künftige Studien sollen klären, ob Tabak allein ebenfalls eine erhöhte FAAH-Aktivität bewirkt.
Als Zwischenfazit gilt jedoch bereits jetzt: Wer auf die gesundheitlichen Risiken achten möchte, sollte Hanf nicht mit Tabak mischen. Für einen deutlich risikoärmeren Konsum empfiehlt sich das Verdampfen mit einem Vaporizer, da hierbei keine Verbrennungsprodukte entstehen und das volle Aromaprofil erhalten bleibt.
 





















