Kasachstan läutet eine neue Ära für die nationale Agrarwirtschaft ein. Die Regierung hat nicht nur den Anbau von Nutzhanf offiziell legalisiert. Es wurde auch eine Art Pilotprojekt zur Förderung von naturbezogenen Industriezweigen und für mehr Beschäftigung im ländlichen Raum gestartet, das die Landwirte und die Industrie zur Arbeit mit Hanf ermutigen soll.
Vor einigen Wochen hat das Unterhaus des kasachischen Parlaments (Mazhilis) vor wenigen Wochen eine Gesetzesänderung verabschiedet, die den Anbau von Nutzhanf mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,3 Prozent legalisiert. Diesem globalen Standard-Grenzwert zu entsprechen, schafft unnötige interne Bürokratie ab und macht die kasachische Hanfindustrie international wettbewerbsfähig. Insgesamt möchte man sich den weltweiten Nachhaltigkeitstrends anpassen.
In Kasachstan gibt es wilden Hanf
Der Regierung ist es ungeachtet des liberalisierenden Reformkurses wichtig, den Unterschied zwischen Industriehanf und illegalem Cannabis zu betonen. Tatsächlich ist in Kasachstan, im Chüy-Tal, eine wilde Cannabissorte heimisch, die mitunter THC-Konzentrationen bis zu 15 Prozent aufweisen kann. Das Chüy-Tal liegt in Jambyl, einer Region im Südosten Kasachstans, und ist seit Langem für seine riesigen wilden Cannabisfelder bekannt.
Aktuelle Schätzungen gehen von bis zu 400.000 Hektar natürlich vorkommender Cannabispflanzen aus. Deswegen liegt Jambyl, und auch die Region Kyzylorda im Süden des Landes im Fokus der nationalen Drogenbekämpfung. In den vergangenen zehn Jahren wurden dort weit über 200 Tonnen Cannabis beschlagnahmt.
Hanf für nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft
Die kasachische Regierung erhofft sich von ihrer Initiative einen Impuls, der ländliche Standorte für Investitionen in nachhaltige Branchen attraktiver macht, wodurch dort auch neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Langfristiges Ziel ist die Diversifizierung der nationalen Wirtschaft, die sich dabei auch in eine Richtung entwickeln soll, die umweltverträglich ist.
In der Region Kostanay hat das Pilotprojekt bereits begonnen. Dort konnte ein Betrieb vom Innenministerium vier Lizenzen für den Anbau und die Verarbeitung von Hanf erhalten. Im Bezirk Ualikhanov in Nordkasachstan befindet sich unterdessen ein landwirtschaftlich-industrieller Unternehmenskomplex im Planungsstadium.
In einer Erklärung äußerte sich das Landwirtschaftsministerium zu dem positiven Einfluss der Reform auf das Land:
„Mit den richtigen Technologien und einer vollständigen Verarbeitung kann Industriehanf eine neue Welle der Schaffung von Arbeitsplätzen, wirtschaftlicher Diversifizierung und ökologischer Widerstandsfähigkeit auslösen. Diese Pflanze ist eine erneuerbare Rohstoffquelle, die in der Industrie, der Landwirtschaft, der Medizin und der Lebensmittelindustrie aktiv genutzt wird und so zu einer nachhaltigen Entwicklung und zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks beiträgt.“