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Wenn man über Cannabis in der Medizin spricht, wird häufig insbesondere auf die Behandlung mit dem natürlichen Heilkraut bei Krebs geblickt. Patienten, die mittels einer Chemotherapie gegen ihre Krankheit therapiert werden, geben häufig an, dass ihnen der Einsatz von Cannabinoiden helfe. So wird der Appetit gesteigert und die Übelkeit geht zurück. Auch seelisch kann Cannabis in dieser schweren Lebenslage etwas Unterstützung bieten.
Doch es gibt auch Gegner des Einsatzes, wie man im Jahr 2023 erfahren konnte, als von der „Multinational Association of Supportive Care in Cancer“ nach dem Sichten von gerade einmal 34 Studien, die Meinung ausgesprochen wurde, dass Hanfpräparate in der Summe ein ungeeignetes Mittel für die Krebsschmerztherapie darstellen würden. Dem widerspricht jetzt aber die bislang größte Metaanalyse, bei der 10.641 wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Thema überprüft worden sind.
Das Fachpersonal der Chopra Foundation in New York und die Whole Health Oncology Institute auf Hawaii kommen nach Sichtung der getätigten Untersuchungen schließlich zu dem Schluss, dass Cannabis eine etablierte Rolle bei der Bewältigung krebsbedingter Symptome übernimmt.
Solide wissenschaftliche Grundlagen
Veröffentlicht in der Zeitschrift „Frontiers in Oncology“, spricht das Ergebnis der Metaanalyse von über 10.000 wissenschaftlichen Arbeiten nicht nur für den positiven Einsatz von Cannabis in der Schmerztherapie bei Krebs, sondern auch für eine Herabstufung der Substanz auf US-Bundesebene. Es gäbe eine „stichhaltige wissenschaftliche Grundlage“ für die Neubewertung seiner Einstufung als kontrollierte Substanz in der Liste I, in der es aktuell noch neben GHB, Heroin (sowie einiger anderer Opioide), LSD und auch MDMA gelistet wird.
Experten begutachteten die vielen Studien, in denen die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis bei der Behandlung krebsbedingter Symptome bewertet wurden. Die Analyse ist derzeit die größte, die jemals zum Thema Cannabis und Krebsbehandlung durchgeführt worden ist. Nach der Bewertung der veröffentlichten Studien kamen die Experten zu dem Schluss, dass es in allen untersuchten Kategorien – den Gesundheitsmetriken, den Krebsbehandlungen und der Krebsdynamik – einen konsistenten Konsens gäbe, der das Potenzial von medizinischem Cannabis unterstützt.
Strategie für eine umfassende Krebsbehandlung
Die Fachleute sprechen in ihrem Fazit davon, dass Cannabis in der medizinischen Praxis eine starke Unterstützung als palliative Ergänzung zur Krebsbehandlung darstellt. Gesundheitsdienstleistern würde eine auf Daten gestützte Grundlage geboten, um Cannabis als Teil einer umfassenden Krebsbehandlungsstrategie in Betracht ziehen zu können. Es gibt eine nachgewiesene Wirksamkeit bei der Behandlung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit, und Cannabis kann die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessern.
Dies macht Medizinalhanf zu einem wertvollen Instrument sowohl in der Palliativmedizin als auch möglicherweise in der Heilbehandlung. Der seit Jahren wachsende Konsens über den therapeutischen Nutzen von Cannabis unterstreiche zudem auch die Notwendigkeit für medizinische Fachkräfte, sich über die neuesten Forschungsergebnisse zu informieren. Cannabis habe sich von einer umstrittenen Substanz zu einer wissenschaftlich anerkannten Behandlungsoption entwickelt.
Überwältigender wissenschaftlicher Konsens
In einer die Ergebnisse begleitenden Pressemitteilung fügt der Hauptautor der Studie hinzu, dass dies eine der deutlichsten, dramatischsten Validierungen von medizinischem Cannabis in der Krebsbehandlung darstellt, die die wissenschaftliche Gemeinschaft je gesehen hat.
„Wir hatten eine Kontroverse erwartet. Was wir fanden, war ein überwältigender wissenschaftlicher Konsens.“
Die Metaanalyse ergab schließlich, dass auf eine Studie, die die Unwirksamkeit von Cannabis in der Therapie belegte, drei Studien kamen, die die Wirksamkeit von Cannabis bewiesen. Dieses Verhältnis von 3 zu 1 – insbesondere in einem so strengen Bereich wie der biomedizinischen Forschung – wäre nicht nur ungewöhnlich, es sei außergewöhnlich, so die Autoren. Der Konsens, der hier gefunden worden wäre, stehe dem für viele von der FDA zugelassene Medikamente in nichts nach, sondern übertreffe ihn sogar.
Die wichtigsten Ergebnisse der Metaanalyse
Neben dem allgemeinen Vorteil der Behandlung mit medizinischem Cannabis und Cannabismedikamenten gab es speziell in gewissen Feldern spezielle Beobachtungen, die wichtig erscheinen. Cannabis reduziert das Wachstum von Krebszellen, es hemme die Metastasierung und begrenzt dabei die Ausbreitung von Krebs. Es erhöht die Apoptose – den natürlichen Tod von Krebszellen – und habe eine tiefgreifende entzündungshemmende Wirkung.
Letzteres sei ein entscheidender Faktor, da Entzündungen mit über 80 Prozent der schwerwiegendsten chronischen Krankheiten der Welt in Verbindung gebracht werden. Empfohlen wird daher, nicht wie allzu oft, Cannabis als letzten Ausweg zu wählen. Jim Gerencser, der Gründer von „Cancer Playbook“, einer Online-Plattform, die von einer Gemeinschaft von Krebsüberlebenden und Patienten geschaffen worden ist, um Betroffenen hilfreiche Unterstützung zu bieten, hat daher einen nicht zu verachtenden Hinweis parat: „Wir glauben, dass es (Cannabis) vom ersten Tag an Teil des Patientengesprächs sein sollte.“