Im Hanffluencer Podcast sprechen Lars und Julian mit Florian, einem engagierten Arzt bei NovoMed, über die Realität der medizinischen Cannabistherapie. Der Podcast gewährt einen tiefen Einblick in den Alltag mit verordnetem THC, beleuchtet Vorurteile, rechtliche Herausforderungen, Konsumformen und praktische Tipps für Patientinnen und Patienten. Dabei steht nicht nur der medizinische Nutzen im Fokus, sondern auch der gesellschaftliche Umgang mit einem Medikament, das lange Zeit stigmatisiert war.
Der Hanffluencer Podcast ist die Plattform für fundierte Gespräche rund um medizinischen und gesellschaftlichen Hanfgebrauch. Die beiden Hosts Lars und Julian sprechen regelmäßig mit Expertinnen und Experten aus Medizin, Forschung, Wirtschaft und Aktivismus – immer mit dem Ziel, Wissen zu vermitteln, Vorurteile abzubauen und neue Perspektiven zu eröffnen. Ob Patient, Arzt, Konsument oder einfach interessiert – hier gibt’s Fakten, Meinungen und echte Geschichten direkt aus der Szene.
In der Folge vom 27. Juni 2022 ist Dr. Florian von NovoMed zu Gast – ein Arzt, der sich intensiv mit der praktischen Umsetzung von Cannabinoid-Therapien beschäftigt. Im Gespräch erzählt er, mit welchen Sorgen viele Patientinnen und Patienten in die Sprechstunde kommen, wie eine verantwortungsvolle Anwendung von medizinischem Hanf aussieht und welche Rolle Verdampfen statt Rauchen spielt.
Außerdem: Was muss man beim Autofahren oder auf Reisen beachten?
Wie steht es um die Arbeitsfähigkeit unter Medikation? Und: Dürfen sich Ärzte selbst THC verschreiben?
Erfahrungen mit Patienten und Motivation
Florian berichtet zu Beginn über seinen beruflichen Werdegang. Erfahrungen aus früheren Projekten wie der ärztlichen Begleitung einer Infusionsklinik in Berlin und Tätigkeiten in anderen Start-ups bereiteten ihn auf die Mitgründung von NovoMed vor. Seit Anfang des Jahres ist das Unternehmen aktiv am Markt. Die täglichen Höhepunkte seien für ihn vor allem dankbare Patientinnen und Patienten, bei denen die Therapie funktioniert. Ihre Rückmeldungen bestärken ihn in seiner Arbeit und zeigen, dass medizinisches Cannabis vielen Menschen hilft.
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Empfohlene Konsumform: Vaporizer statt Verbrennung
Ein zentrales Thema im Gespräch ist die Art der Anwendung. Florian empfiehlt ganz klar die Inhalation über medizinische Vaporizer. Das sei gesünder und kontrollierbarer als das Rauchen. Viele seiner Patientinnen und Patienten, die früher geraucht haben, sind anfangs skeptisch, gewöhnen sich aber schnell an das neue Konsumgerät. Nach etwa zwei Wochen berichten die meisten, dass die Wirkung stärker, gezielter und vor allem dosierbarer sei. Auch der Verzicht auf Tabak wird als positiv empfunden.
Schneller Wirkungseintritt bei bestimmten Krankheitsbildern
Der direkte Wirkungseintritt beim Inhalieren ist besonders bei Schmerzspitzen oder bei der Behandlung von ADHS von Vorteil. Während orale Extrakte eine Wirkungslatenz von 30 bis 120 Minuten haben, tritt beim Vaporisieren eine sofortige Linderung ein. Das sei entscheidend für Patientinnen und Patienten, die gezielt und situativ dosieren müssen. Zudem könne die Inhalation in vielen Fällen auch eine kostengünstigere Alternative darstellen, vor allem im Selbstzahlerbereich.
Ärztliche Verschreibung und persönliche Abgrenzung
Eine häufige Frage im Alltag betrifft die Möglichkeit, sich als Arzt selbst Cannabis zu verschreiben. Florian erklärt, dass dies grundsätzlich möglich sei – wie auch bei anderen Medikamenten –, aber in der Praxis keine relevante Rolle spiele. Wichtiger sei, dass eine ordnungsgemäße Verordnung über Apotheken erfolge. Direkt aus der Sprechstunde heraus könne nichts ausgegeben werden.
Qualitätsunterschiede zwischen medizinischen Blüten und Schwarzmarktware
Auch die Qualität und Sicherheit medizinischer Produkte im Vergleich zum Schwarzmarkt sind Thema. Patientinnen und Patienten wüssten häufig nicht, welche Sorte sie konsumiert haben, geschweige denn etwas über die genaue Zusammensetzung. Medizinisches Cannabis hingegen sei lizenziert angebaut, auf Reinheit geprüft und exakt dosierbar. Problematisch sei zudem, dass Schwarzmarktwaren mit synthetischen Cannabinoiden versetzt sein könnten – mit potenziell gefährlichen Nebenwirkungen.
Verkehrstüchtigkeit: Verantwortung und Selbsteinschätzung
Die Fahrtüchtigkeit unter THC-Therapie ist ein weiterer kritischer Punkt. Florian rät zur Selbsteinschätzung: Wer seine stabile Tagesdosis erreicht habe, könne grundsätzlich fahrtüchtig sein – vergleichbar mit der Einnahme anderer starker Medikamente. Entscheidend sei der verantwortungsbewusste Umgang. In der Eindosierungsphase sollte jedoch komplett auf das Fahren verzichtet werden.
Sichere Aufbewahrung und Verhalten bei Kontrollen
Aus Polizeikontrollen weiß Florian von sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Manche Patienten berichten von Problemen, insbesondere in Süddeutschland. Andere hingegen erleben Kontrollen als problemlos – sofern Rezept, Originalverpackung und eventuell ein zusätzlicher Patienten-Ausweis mitgeführt werden. Gerade am Flughafen sei die richtige Vorbereitung wichtig.
Reisen mit medizinischem Hanf
Bei Reisen innerhalb des Schengen-Raums kann eine Mitnahme von medizinischem Cannabis unter bestimmten Bedingungen erlaubt sein. Dafür muss ein spezielles Formular vom Arzt ausgefüllt und vom Gesundheitsamt bestätigt werden. Für Länder außerhalb Europas rät Florian zu äußerster Vorsicht. In manchen Staaten drohen drastische Strafen – bis hin zur Todesstrafe. Patientinnen und Patienten sollten sich daher unbedingt vorab informieren, zum Beispiel beim Auswärtigen Amt.
Berufliche Leistungsfähigkeit unter THC
Florian macht auch auf die Bedeutung gesellschaftlicher Entstigmatisierung aufmerksam. Besonders ältere Menschen seien oft unsicher, ob sie das Medikament wirklich öffentlich verwenden dürften. Manche verstecken sich regelrecht – aus Angst vor der Reaktion von Nachbarn oder dem Hausarzt. Das sei traurig, betont Florian, denn schließlich handele es sich um ein ärztlich verordnetes Medikament.
Was die Arbeitsfähigkeit betrifft, hat Florian viele positive Beispiele. Gerade ADHS-Patienten berichten unter Cannabis von besserer Konzentration und höherer Produktivität. Entscheidend sei immer der verantwortungsvolle Umgang mit der Therapie. Einige Patientinnen und Patienten verzichten bewusst auf die Einnahme während der Arbeitszeit, andere haben sich einen individuellen Rhythmus erarbeitet, der mit dem Berufsalltag vereinbar ist.
Stigmatisierung und gesellschaftliche Akzeptanz
Am Ende des Gesprächs wird Florian auch zu persönlichen Fragen eingeladen. Worauf er in seinem Leben nicht verzichten könnte? Ganz klar: auf soziale Kontakte. Trotz des digitalen Ansatzes von NovoMed schätzt er den persönlichen Austausch – mit Familie, Freunden und auch mit seinen Patientinnen und Patienten. Das Digitale könne vieles erleichtern, aber den menschlichen Kontakt nicht ersetzen.
Persönliche Einblicke des Arztes
Gefragt nach dem größten Wunsch, den er der Welt mitgeben würde, nennt Florian den Ukraine-Krieg. Frieden und ein Ende des Leids seien für ihn das drängendste Anliegen unserer Zeit. Erfolg bedeutet für ihn nicht nur berufliches Fortkommen, sondern vor allem Zufriedenheit mit dem, was man tut.
Fazit
Mit NovoMed plant er auch in Zukunft, digital wie persönlich weiter aufzuklären, Strukturen zu verbessern und Patientinnen und Patienten den Zugang zu medizinischem Cannabis zu erleichtern. Eine App ist bereits in Arbeit, weitere digitale Angebote sollen folgen. Aufklärung, Vertrauen und Menschlichkeit stehen dabei im Mittelpunkt – und das Ziel bleibt klar: mehr Verständnis, mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität für alle, die auf Cannabis als Therapie angewiesen sind.