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Viele Schlangenbisse sind nicht nur systemisch gefährlich, sondern führen zusätzlich zu schweren lokalen Gewebereaktionen, die im schlimmsten Fall in Nekrosen münden. Häufig sind diese Schädigungen auf Entzündungsprozesse zurückzuführen. Da pflanzliche Wirkstoffe mit entzündungshemmender Wirkung bekannt sind, liegt die Vermutung nahe, dass sie solche Reaktionen eindämmen könnten – vorausgesetzt, die betroffenen Gewebeschichten werden erreicht.
Genau dieser Frage widmete sich ein brasilianisches Forscherteam. Die Wissenschaftler untersuchten an Ratten, ob ein speziell aufbereiteter Pflanzenextrakt die durch Schlangengift verursachten Gewebeschäden reduzieren kann – mit überraschend positivem Ergebnis. Die Untersuchungen konzentrierten sich auf das Gift der Brasilianischen Lanzenotter (Bothrops moojeni).
Tiefenwirksame Nanoemulsion für bessere Bioverfügbarkeit
Bei äußerlicher Anwendung medizinischer Präparate kommt es entscheidend darauf an, ob der Wirkstoff nur oberflächlich wirken soll – oder in tiefere Gewebeschichten eindringen muss. Gerade bei Schlangenbissen sind die Entzündungen meist tief reichend, sodass eine oberflächliche Behandlung nicht ausreicht. Um den Wirkstoff gezielt ins Gewebe zu transportieren, wurde ein spezielles Öl in Form einer sogenannten Nanoemulsion hergestellt.
Eine Nanoemulsion ist eine besonders feine Mischung aus zwei nicht mischbaren Substanzen, wie etwa Öl und Wasser, deren Partikel mithilfe technischer Verfahren – z. B. durch Ultraschall – auf eine Größe von wenigen Nanometern reduziert werden. Diese winzigen Partikel ermöglichen eine bessere Aufnahme durch die Hautschichten und damit eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs. In der brasilianischen Studie lag die Partikelgröße bei 119 bis 129 Nanometern – ideal, um tiefe Gewebeschichten zu erreichen.
Entzündungsreaktionen messbar reduziert
In der Tierstudie konnten die Forscher zeigen, dass die aufbereitete Emulsion die durch das Schlangengift ausgelösten Gewebeschäden signifikant verringerte. Histopathologische Untersuchungen belegen: Entzündungsreaktionen gingen spürbar zurück, Ödembildung und Nekrosen traten seltener auf. Als zentraler Indikator diente die sogenannte Leukozyteninfiltration – also das Einwandern weißer Blutkörperchen in das betroffene Gewebe. Ein Rückgang dieser Zellzahlen gilt als deutliches Zeichen für eine entzündungshemmende Wirkung.
Relevanz für zukünftige Anwendungen in der Medizin
Dass ein nanoemulgierter Pflanzenextrakt selbst bei massiven Entzündungen infolge von Schlangengift wirksam sein kann, ist eine vielversprechende Erkenntnis. Das brasilianische Forschungsteam geht davon aus, dass solche Nanoformulierungen auch in der Humanmedizin Anwendung finden könnten – etwa zur lokalen Behandlung entzündlicher Haut- und Gewebeschäden. Diese Ergebnisse könnten die Entwicklung innovativer pflanzenbasierter Nanomedikamente entscheidend vorantreiben.
Fotocredit: Von Bernard DUPONT from FRANCE – Fer-de-Lance (Bothrops atrox)(found by Sylvain REMY), CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66161943