In der neuen Folge des Holistic CBD Podcasts nehmen Thomas und Leonie Marisch die Hörer mit auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte der Hanfpflanze. Von ihren frühen Ursprüngen über ihren vielfältigen Einsatz in der Medizin und Wirtschaft bis hin zur Kriminalisierung im 20. Jahrhundert spannt sich ein weiter Bogen, der nicht nur informativ, sondern auch gesellschaftskritisch ist.
Dieser Podcast wurde vom Holistic CBD Podcast am 11. September 2024 auf Spotify unter dem Titel „Die vergessene Heilpflanze – Wie Hanf die Geschichte prägte“ veröffentlicht.
Die Entdeckung des Hanfs
Die Hanfpflanze begleitet den Menschen seit Jahrtausenden. Obwohl Fossilien fehlen, gehen Forscher davon aus, dass sie vor rund 34 Millionen Jahren entstanden ist. Ihre Wurzeln liegen in Zentralasien, und als sich der Homo sapiens über den Kontinent ausbreitete, war Hanf bereits Teil seines Reisegepäcks. Hanfsamen wurden schon früh als Nahrungsquelle und Saatgut genutzt – ein erster Hinweis auf die enge Verbindung zwischen Mensch und Pflanze.
Eine These, die besonders hervorsticht, stammt vom Ethnobotaniker Michael Pollan. In seinem Werk „Die Botanik der Begierde“ beschreibt er, dass sich Pflanzen wie der Hanf menschlicher Bedürfnisse bedienen, um ihre eigene Verbreitung zu sichern. Der Rauschzustand, den der Hanf auslösen kann, sei demnach kein Zufall, sondern eine Strategie der Pflanze, um sich für den Menschen attraktiv zu machen. Diese Sichtweise verleiht der Hanfpflanze eine Art eigene Intelligenz und macht sie zu einer kulturbegleitenden Pflanze.
Symbol für Kultur, Genuss und Rausch
Neben dem medizinischen Nutzen spielte auch der psychoaktive Effekt eine große Rolle in der Geschichte des Hanfs. Menschen aller Kulturen und Epochen suchten Wege, ihr Bewusstsein zu verändern – sei es durch Tanz, Musik oder Pflanzen. Der Hanf war dabei ein beliebtes Mittel, um neue Bewusstseinsebenen zu erreichen.
Kulturell lässt sich der Hanf in eine Reihe anderer Pflanzen einordnen, die sich menschlichen Begierden zunutze gemacht haben: der Apfel für die Süße, die Tulpe für die Schönheit, die Kartoffel für ihre Nährstoffe – und eben der Hanf für den Rausch.
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Vielfältige Nutzung im Alltag
Bereits 5000 v. Chr. finden sich in China erste Hinweise auf Hanf – etwa als Faserdruck auf Keramiken. Später wurde die Pflanze zu Seilen, Segeln und Kleidung verarbeitet. Christoph Kolumbus soll mit Segeln aus Hanffasern in See gestochen sein. Bis ins 19. Jahrhundert bestanden etwa 80 Prozent aller Textilien aus Hanf.
Auch in der Kunst war Hanf präsent: Leonardo da Vinci malte auf Leinwänden aus Hanf und verwendete Hanfsamenöl in seinen Farben. In der Papierherstellung spielte Hanf ebenfalls eine zentrale Rolle – so wurde die amerikanische Unabhängigkeitserklärung auf Hanfpapier gedruckt.
In der Industrie wurde Hanf unter anderem von Henry Ford genutzt: Ein frühes Modell seines Autos wurde aus Hanf gefertigt und sogar mit Hanf-Biotreibstoff betrieben.
Heilpflanze mit langer Tradition
Der medizinische Nutzen des Hanfs ist ebenso alt wie vielfältig dokumentiert. In China wurde er bereits 2800 v. Chr. als Heilmittel eingesetzt – insbesondere gegen Gicht, Rheuma und Malaria. Auch in Indien war Hanf fester Bestandteil der ayurvedischen Heilkunst. In den heiligen Schriften wird er als „Bringer der Freiheit“ und „Quelle des Glücks“ beschrieben.
In Ägypten fand man Hinweise auf die Verwendung von Hanf bei Entzündungen, und Mumien wurden teils mit Hanfleinen umwickelt. In der Antike empfahl der Arzt Dioscorides Hanfsamen gegen Zahn- und Ohrenschmerzen.
Im Mittelalter gewann Hanf auch in Europa an Bedeutung. Hildegard von Bingen und Paracelsus beschrieben seine Heilwirkung. Besonders im 19. Jahrhundert, als ein irischer Arzt den medizinischen Nutzen von indischem Hanf dokumentierte, erlebte Cannabis einen enormen Aufschwung in der westlichen Medizin. Zwischen 1880 und 1900 enthielten bis zu 50 % aller Arzneimittel Cannabis.
Der plötzliche Bruch: Die Dämonisierung des Hanfs
Trotz dieser Erfolgsgeschichte wurde Hanf im 20. Jahrhundert zunehmend stigmatisiert – vor allem in den USA. Eine zentrale Figur war Harry Anslinger, Vorsitzender des Federal Bureau of Narcotics (FBN). Mit rassistischen und angstmachenden Argumenten betrieb er eine aggressive Kampagne gegen Cannabis. Hanf wurde als gefährliche Droge dargestellt, die Wahnsinn und Kriminalität verursachen soll.
Diese Propaganda fand Eingang in Filme, Zeitungen und Schulbücher. Anslinger nutzte seine Position, um ein Gesetz durchzusetzen, das 1937 den Anbau und Verkauf von Hanf drastisch erschwerte. Unterstützt wurde er von einflussreichen Industriellen wie William Hearst, der in Hanf eine Bedrohung für die Papierindustrie sah, sowie von der chemischen Industrie, die auf synthetische Fasern setzte.
Zudem wurde Hanf durch die „War on Drugs“ unter Präsident Nixon endgültig verteufelt. Wissenschaftliche Studien, die den medizinischen Nutzen bestätigten, wurden ignoriert. Hanf verschwand aus dem Arzneibuch, während Opioide stärker beworben wurden.
Ein vorsichtiger Wandel
Heute erleben wir eine Renaissance der Hanfpflanze – vorwiegend in Form von CBD, dem nicht berauschenden Wirkstoff der Pflanze. Immer mehr Studien belegen die positiven Effekte auf Schlaf, Stress, Schmerzen und Entzündungen. Dennoch ist die rechtliche Lage vielerorts kompliziert, etwa durch strenge THC-Grenzwerte.
Die gesellschaftliche Debatte um Cannabis ist noch immer emotional aufgeladen. Doch mit wachsender Aufklärung und wissenschaftlichem Interesse rückt der Hanf wieder ins rechte Licht – als das, was er jahrtausendelang war: eine der vielseitigsten, nützlichsten und heilsamsten Pflanzen der Menschheit.