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YouTube und Social-Media-Plattformen mögen kein Cannabis – das zeigt sich immer wieder durch das Blockieren und Löschen von Inhalten, die Einschränkung von Funktionen und Sichtbarkeit und im schlimmsten Fall durch die Löschung von Profilen und Accounts von Cannabis-Influencern.
Vor einigen Wochen hat es den Aktivisten und YouTuber Mario Danne, besser bekannt unter seinem YouTube-Namen CIA TV, getroffen. Von einem Moment auf den anderen hatte er keinen Zugriff mehr auf seinen Kanal – einfach weg.

An dieser Stelle sei zunächst einmal allen gedankt, die in dieser Situation auf ihren Social-Media-Kanälen den schnell eingerichteten Backup-Account abonniert und verbreitet haben. Innerhalb weniger Tage und Wochen kamen immerhin über 5.000 Abonnenten zusammen. Doch wir wollen an den Anfang zurückkehren und den CIA-TV-YouTube-Kanal-Skandal ein wenig detaillierter besprechen. Natürlich möchten wir hier nur Informationen aus erster Hand erhalten – umso erfreulicher, dass sich Mario Danne, Urheber und Gesicht von CIA TV, zu einem Gespräch bereit erklärt hat, um mit uns etwas Licht ins Dunkel zu bringen.



Hanf Magazin: Kannst du uns erzählen, wie das abgelaufen ist? Wann und wie hast du festgestellt, dass du aus deinem YouTube-Profil ausgesperrt bist?
Mario: Es war ein Horrortag. Micha rief mich an, weil sie Videomaterial für eine Rückblende einiger Aktivisten suchten. Ich war verblüfft und meinte, das müsste doch überall zu finden sein – „Gib einfach CIA TV ein“. Und er sagte: „Ja, aber da findet man nichts!“ Ich merkte, wie mir heiß wurde, schaute selbst nach – mein kompletter Kanal mit allen Inhalten war einfach weg!
Hanf Magazin: In diesem Kanal stecken viele Jahre deiner Arbeit, Engagement und Aktivismus für Cannabis. Wie lange hast du gebraucht, um diese Reichweite für ein Thema aufzubauen, das von YouTube und Social Media nicht gerade gefördert wird?
Mario: Ich war nie der typische Gamer wie andere YouTuber, die dadurch schneller erfolgreich wurden. Ich habe meinen Kanal kontinuierlich über fast 15 Jahre aufgebaut – mit 530 Videos, unzähligen Aufrufen und Kommentaren. Es ist ein Fulltime-Job, alles aufzubauen und zu bespielen – Social Media wie Instagram und Facebook kommen dazu – und das lange Zeit komplett unbezahlt. Im Gegenteil: Ich machte es aus Herzblut und steckte viel Geld in Equipment, Druck und Reisen zu aktivistischen Zwecken.
Hanf Magazin: Wie war es für dich, plötzlich keinen Zugriff mehr auf deine Inhalte und dein Profil zu haben?
Mario: Ich hatte so etwas wie einen Nervenzusammenbruch. Ich war wie gelähmt. Tränen flossen – es fühlte sich an, als hätte man mir meine Vergangenheit gestohlen. Man ist machtlos, bekommt keine echten Informationen, was oder warum etwas passiert ist. Dann bekam ich eine E-Mail: Mein Kanal wurde wegen „sexueller Inhalte oder Nacktheit“ gelöscht! Keine Verwarnung – einfach gelöscht! Ich wusste ja, dass es mit Cannabis-Content nie leicht war: ständig unterdrückt, nicht monetarisiert, ab 18 Uhr zurückgestuft, nicht geteilt – man nennt das Shadowbanning. Aber sexuelle Inhalte? Das musste eine Verwechslung sein. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen.


Hanf Magazin: Ich nehme an, du hättest eher mit einem Bann wegen Cannabis gerechnet. Wie und wann hast du erfahren, welches Video oder welche Szene beanstandet wurde?
Mario: Zuerst musste ich mich kneifen, um zu realisieren, dass das kein Albtraum war. Ich wusste nicht, um welches Video es ging – 530 Videos hat man nicht ständig auf dem Schirm. Ich schaue mir ja nicht mal meine 14 Jahre alten Videos an. Aus heutiger Sicht würde ich ein solches Video auch nicht noch mal drehen – beziehungsweise das Gummiteil (ja, ein Gummipenis) nicht so präsent in die Kamera halten. Wir dachten, dass uns ein Hassprediger bei YouTube gehackt oder übernommen hat, weil plötzlich unter unserem Kürzel ein anderer Kanal erschien. Alles war verwirrend. YouTube gab keine konkreten Angaben, worum es wirklich ging.
Hanf Magazin: Welche Schritte hast du unternommen, um deinen Kanal zurückzubekommen?
Mario: Am nächsten Tag kam eine E-Mail mit der Begründung „Nacktheit oder sexuelle Inhalte“. Man konnte sich über die Sperrung beschweren – aber das Verfahren war automatisiert. Kurz nach dem Absenden kam schon die Ablehnung. Wir suchten weitere Wege, um YouTube zu kontaktieren – insgesamt drei Stellen haben wir angeschrieben, darunter die Pressestelle, da mein Kanal ja journalistisch aufgebaut ist. Leider kam entweder gar keine oder eine ablehnende Antwort. Das Bangen ging weiter.
Da ich als Pensionär nicht viel Geld habe, blieb mir nur der Weg über einen Anwalt. Das kostete 1.000 Euro. Wir starteten eine Spendenaktion und sammelten immerhin rund 150 Euro – eine kleine Hilfe, aber keine Garantie, den Kanal zurückzubekommen.
Hanf Magazin: Wann hast du den Backup-Kanal gestartet? Hattest du die Hoffnung auf das Original-Profil schon aufgegeben?
Mario: Da ich in meinem Leben schon öfter mit Depressionen zu kämpfen hatte, fiel ich in ein tiefes Loch. Ich fragte mich, ob sich das alles überhaupt noch lohnt. Zum Glück hatte ich eine starke Community. Einige Helfer publizierten und verbreiteten meine Lage. Ich entschied mich, zumindest einen Backup-Kanal zu erstellen, auch wenn wir keinen Zugriff auf alle alten Videos hatten. Glücklicherweise waren einige auf der Plattform Odyssey gespeichert. Trotzdem war ich kurz davor, aufzugeben.

Hanf Magazin: CIA TV feiert auf YouTube nun sein 16-jähriges Jubiläum. Das ist eine enorme Zeitspanne. Manche deiner heutigen Abonnenten waren bei deinen ersten Videos noch im Kindergarten. An welche Dreharbeiten erinnerst du dich besonders gern?
Mario: Mein erster Kameramann, Erec Hesse, war von Anfang an dabei. Ich konnte viel von ihm lernen – bis er vor drei Jahren von der Polizei erschossen wurde. Rückblickend hatten wir tolle Projekte – die Hotboxen, das Interview mit Hans Söllner, das Video mit Mono & Nikitaman. Auch die Dokumentation über Hanfbauern war spannend. Die Messevideos hatten zwar weniger Reichweite, machten aber viel Spaß – etwa mit Soma in Prag oder Mr. Nice auf der Cultiva. Auch der Besuch bei Sensi Seeds war ein Highlight.
Hanf Magazin: Dein Kanal hat sowohl die medizinische Cannabis-Legalisierung als auch die Entkriminalisierung von Genussmitteln miterlebt. Du hast deine Arbeit stets dem Aktivismus gewidmet. Was motiviert dich?
Mario: Ich habe in den ersten zehn Jahren viel investiert – nicht nur Geld. Natürlich wollte ich mein Hobby irgendwann zum Beruf machen – das hat erst in den letzten Jahren geklappt. Heute arbeite ich mit einigen Unternehmen zusammen, die mich unterstützen. Viele wissen nicht, dass ich nur eine kleine Rente beziehe. Die Reisen wären sonst kaum finanzierbar. Ich habe Projekte ins Leben gerufen wie den „Drehmoment – der Joint Rolling Contest“ und auch die Cannabis Social Clubs in Österreich mitgegründet.
Hanf Magazin: Da YouTube Kanäle mit Cannabis-Bezug kaum monetarisiert, wie können Unternehmen oder Privatpersonen dich unterstützen?
Mario: Früher konnte man mich direkt über YouTube unterstützen, aber mit der Sperrung wurde auch die Monetarisierung deaktiviert. Ich muss sie jetzt neu beantragen. Auf Patreon.com/c/ciatv kann man mich unterstützen. Ich präsentiere auch Produkte, stelle Firmen vor oder erkläre Inhalte – dafür erhalte ich ein kleines Honorar. Es ist mit viel Aufwand verbunden, aber ich freue mich über jede Form von Support.
Hanf Magazin: Zum Schluss noch ein Blick auf dein gemeinnütziges Projekt. Du gründest aktuell den Verein Capac zur Unterstützung von Cannabispatienten. Worum geht es da?
Mario: Vielen Dank für die Frage. Es war mir wichtig, etwas für sozial schwache Menschen zu tun – ich habe selbst lange um eine Kostenübernahme gekämpft. Mit einer Ausnahmegenehmigung möchten wir überschüssige Cannabisprodukte oder Produkte mit kurzem Verfallsdatum vergünstigt weitergeben. Wir organisieren Infoveranstaltungen und helfen bei der Antragstellung für Kostenübernahmen.
Unter wir-helfen-patienten.de gibt es weitere Infos. Ich freue mich über jede Unterstützung – aktiv oder finanziell. Jetzt fangen wir damit langsam an.
Hanf Magazin: Für dein Engagement wünschen wir dir weiterhin viel Erfolg. Was wäre dein nächstes großes Ziel?
Mario: Es wäre eine große Ehre, endlich 100.000 Abonnenten auf YouTube zu erreichen – ich denke, meine Inhalte haben es verdient. Wenn ich mehr Ressourcen hätte, würde ich auch gern einen Cannabis Social Club gründen. Noch wichtiger ist mir aber, dass Capac erfolgreich wird und vielen Menschen helfen kann. Danke für das Gespräch – und alles Gute für euch!
Trotz aller Rückschläge hat Mario nicht aufgegeben – und seinen Kanal inzwischen zurück. Ihr findet und abonniert ihn unter: youtube.com/@CIATV
Um noch mehr Stabilität zu schaffen, besucht auch seinen Backup-Kanal und lasst dort ein Abo da: youtube.com/@ciatv420
Dem Verein Capac wünschen wir auf seinem Weg viel Erfolg – darüber werden wir sicher bald mehr berichten.