Du willst diesen Beitrag hören statt lesen?
Klicke dazu auf den unteren Button, um den Inhalt von Soundcloud zu laden.
In den USA haben neue Bundesgesetze für Cannabis und die überfällige, landesweit einheitlich geregelte Legalisierung von THC laut der zuständigen „Drug Enforcement Agency“ (DEA) offenbar „Top-Priorität“. Das gab Terrance Cole, als der von Präsident Donald Trump mit dem Thema Hanf beauftragte Behördenchef, jüngst bei einer Anhörung vor dem Justizausschuss im Senat bekannt. Sind das gute Nachrichten für den nächsten Kiffer-Urlaub in Amerika und für Cannabis-Aktien an der Börse?
Auch Marihuana-Mühlen mahlen langsam
Die berühmt-berüchtigte Mühle der Justiz ist nicht zu verwechseln mit praktischem Hanf-Zubehör wie einem Grinder. Solcherlei Equipment zerbröselt das Gras für Joints und Vaporizer sprichwörtlich im Handumdrehen, während der Rechtsstaat bei THC auch in Übersee quälend langsam agiert.
Haschisch und Marihuana sind zwar in vielen Bundesstaaten mittlerweile umfassend erlaubt, doch bis dato lauern weiterhin eine Menge fiese Fallstricke – wie etwa beim Überschreiten der Grenze zwischen einzelnen States. Dabei gelten nationale Regeln, und wer beispielsweise vom liberalen Arizona ins verknöcherte Texas reist und auf einen herumlungernden Sheriff mit ordentlich Hass auf Hanf trifft, kann sich gegebenenfalls auf ordentlich Stress gefasst machen.
Auch unter dem Demokraten Joe Biden bekam Amerika keine neuen Cannabis-Bundesgesetze hin. Nun hoffen Kiffer, Unternehmen und Anleger auf frischen Wind, und zumindest klingt die Tonlage deutlich vielversprechender als in den letzten Jahrzehnten. Es sei nämlich Zeit für einen Schritt nach vorn, meint die DEA respektive deren neuer Chef – und falls es zur angepassten Einstufung von Marihuana kommt, wäre das ein echter Durchbruch für die gesamten USA.
Gesundheitsministerium fordert schon lange faire Regeln für Cannabinoide
Wie in Deutschland die Polizei zu den Hauptgegnern einer Hanf-Freigabe gehörte, sperrt sich auch die artverwandte Anti-Drogenbehörde bei Uncle Sam gegen überfällige Veränderungen. Leute wegen ein paar Joints zu jagen, ist eben einfacher, als gegen kriminelle Banden und Kartelle vorzugehen – selbst die nun schon seit einigen Jahren wiederholten Empfehlungen von Gesundheitsexperten wurden bisher schlicht ignoriert.
Der künftig zuständige Mr. Cole räumte vor dem Senat schon mal ein, die Richtung für neue Bundesgesetze beim Cannabis zu kennen und möchte umgehend prüfen, wie sich die überfällige Zustimmung zur Anpassung endlich geben lässt. Man möchte noch mal die Wissenschaft befragen und am Ende wirklich sicher sein, dass Gras legal für alle erwachsenen Bürger in den USA keine Unruhen auslöst.
Früher klangen solche Aussagen wie Drohungen oder verschleierten eine listige Verzögerungstaktik – jetzt allerdings riechen Verweise auf die ohnehin eindeutige Cannabisforschung laut Beobachtern nur noch nach Rückzugsgefecht. Und das soll natürlich nicht so kläglich verlaufen wie das Ende von Napoleons Russlandfeldzug im Jahre 1812, sondern der ohnehin angeschlagenen Reputation einer viel zu lange störrischen DEA vielleicht schon 2025 zumindest keinen weiteren Schaden mehr zufügen.
Nationale Cannabisgesetze statt Flickenteppich
Geradezu verwirrend sei das derzeit geltende „Patchwork“ beim THC, so Terrance Cole bei seiner Anhörung – egal, ob es nun im Detail um die Cannabis-Legalisierung als Genussmittel geht oder um Hanf-Rezepte für Patienten vom Arzt. Auf das Schlagen von Haken kann die Anti-Drogeneinheit selbstverständlich nicht komplett verzichten: Eine rasche Prüfung sei keine Ankündigung einer baldigen Freigabe in Zukunft, sondern lediglich ein immerhin deutliches Statement, an den unhaltbaren Zuständen der Gegenwart wirklich etwas ändern zu wollen.
Weil die Unterschiede zwischen Behörden im Alten Ägypten unter gottgleichen Pharaonen und heute zuständigen Ämtern in den demokratisch regierten USA nur marginal sind, wird eine mit Cannabis befasste Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Absurde THC-Verbote begründen sollen herbei befohlene Fachleute zum Glück nicht mehr. Trotzdem dürfte es viele Amis nerven, dass zunächst weitere Monate bis zur überfälligen Veränderung vergehen und sich der Amtsschimmel noch ein bisschen länger austoben kann.
Wann kommt die landesweite Freigabe von THC?
Trotz aller Signale lässt sich ein klarer Zeitpunkt für frische Regeln nicht erkennen. Unter der Regie von Elon Musk als Chef vom Bürokratieabbau-Programm „Doge“ wären dergleichen Arbeitsgruppen und langwierige Überprüfungen von wissenschaftlichem Konsens sehr sicher im Schredder gelandet. Leider hat sich der Milliardär jedoch erst vor Kurzem als Regierungsberater zurückgezogen.
Statt radikaler Reform samt Kettensäge darf beim Rasieren bürokratischer Kröpfe nur noch das Skalpell zum Einsatz kommen. Darüber hinaus hat Terrance Cole gegenüber Cannabis in den USA in der Vergangenheit ähnlich negativ argumentiert wie hierzulande die CDU/CSU. Stolz verweist der Mann auf seine 30 Jahre Erfahrung in der Strafverfolgung und kann sich wohl nur unter Schmerzen häuten.
Trumps erste Nominierung für den Chefposten bei der DEA, Mr. Chad Chronister, war zu Hanfpflanzen deutlich positiver eingestellt, kam aber wegen diverser Kritik gar nicht erst zur Anhörung vor dem Justizausschuss im Senat. Es sind also wahrscheinlich alle Schlachten geschlagen und das Gras hat gewonnen – auf ein tatsächliches Ende des Krieges gegen die Drogen im Passgang mit einer entsprechenden Kapitulationsurkunde müssen Cannabis-Befürworter in Amerika freilich weiter in Wartestellung ausharren.